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Welchen Wert die Bemühungen der Programmlinie "Haus der Zukunft" im Bereich NAWARO in Zukunft haben können, lässt ein Blick auf die internationale Ebene erahnen. Gegenwärtig arbeitet der Europäische Normungsausschuss (CEN) im Auftrag der Europäischen Kommission eifrig an einer EU-weit verbindlichen Norm für die ökologische Gesamtbewertung von Baustoffen und Gebäuden.
Dabei sollen folgende zugehörige Normenwerke errichtet werden:
- Rahmennorm für die integrierte Umweltleistung von Gebäuden: Entwickelt
wird in einem ersten Schritt eine Rahmennorm, die die Methodik
für die Beurteilung und nachfolgende Deklaration der integrierten
Umweltleistung von kompletten Gebäuden und Bauwerken liefert. Die
Basis dafür stellt die Lebenszyklusbewertung (LCA), welche die verwendeten
Materialien, den Energieaufwand, Wasseraufwand, die Errichtungsmethode,
Gestaltungsüberlegungen und den Aufwand für
Abbruch und Entsorgung mit ein bezieht.
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Bauprodukte und materialbezogene Normen: Zentral sind hier u.a. die
Aspekte der Datenerfassung für Bauprodukte mittels Life Cycle Inventory
(LCI), die zugehörige Berechnungsmethode, die zu prüfenden
Umweltaspekte und die festzulegenden Charakterisierungsfaktoren.
Auch hier wird es sich um eine horizontale Norm handeln, die für alle
Bauprodukte und Baumaterialien verwendet werden kann. Und auch
hier müssen Lebenszyklusbewertungen berücksichtigt werden.
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Norm für das Kommunikationsformat - Umweltdeklaration: Vergleichbar
mit dem Energieausweis für Gebäude wird es künftig auch genormte
Umweltdeklarationen für Bauprodukte und Baumaterialien geben.
Diese "Baustoffausweise" werden beispielsweise Informationen
wie die Umweltkennzahlen, Produkteigenschaften und Aussagen zur
Verwendung und Entsorgung der Materialien enthalten.
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Normen zur Berücksichtigung von Errichtungsaufwand und Abbruchprozess:
Die Umweltbelastung bei Errichtung und Abbruch (einschließlich
Entsorgung bzw. Wiederverwertung der verwendeten Bauprodukte
und Baumaterialien) werden ebenfalls zu berücksichtigen
sein.
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Normen für den Gebäudebetrieb: Auch für den Gebäudebetrieb samt
der zugehörigen Instandhaltungsarbeiten werden neue Regelwerke
ausgearbeitet.
Die hier genannten CEN-Normen sollen nach Vorstellung der Europäischen
Kommission bis zum Dezember 2007 fertig gestellt werden. Mit
ihrer Festlegung sind diese Regelwerke auch in allen EU-Staaten bzw. bei
allen CEN-Mitgliedsländern und damit in ganz Europa gültig. Die Kommission
verfolgt mit dieser Vorgehensweise einen eindeutigen Weg: Bislang
wurde das EU-Recht in erster Linie über von den EU-Mitgliedsstaaten ausverhandelte
Richtlinien für die nationale Gesetzgebung entwickelt. Diese
Vorgehensweise hatte vor allem in technisch relevanten Rechtsgebieten
den Nachteil, dass Normen als technische Regelwerke in vielen Fällen
nicht qualitativ hochwertig zur Verfügung standen. Wird nun vor einer
allfälligen EU-Gesetzgebung eine europaweit gültige Norm entwickelt, so
kann die darauf folgende EU-Richtlinie leichter in nationales Recht umgewandelt
werden. Schwierigkeiten bei der Einführung von Berechnungsmethoden
oder anderer technischer Standards (wie beispielsweise beim
Ausweis für die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden) können so weitgehend
vermieden werden.
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GLOSSAR
CEN
Comité Européen de Normalisation
Europäisches Komitee für Normung
Normen und Regelwerke, die von
CEN beschlossen werden, sind für
die CEN-Mitgliedsländer bindend
und müssen in das nationale
Normungswesen (und damit auch
in Österreich) übernommen werden.
www.cenorm.be
LCA
Life Cycle Assessment -
Lebenszyklusbewertung.
Die LCA eines Produkts bzw.
Gebäudes bezieht in ihre
Bewertung sämtliche
Produktphasen ein: Von der
Rohstoffgewinnung, Verarbeitung,
Anlieferung über die Verwendung
und Wartung bis hin zur
Wiederverwertung und/oder
Entsorgung.
Beispielhafte Web-Ressource:
www.setac.org
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