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FAQ für ÖkoInform

 
FAQ
bmwit
 
  1. Gibt es derzeit auf internationaler Ebene Bestrebungen, Anforderungen für ökologisches Bauen festzulegen?
  2. Gibt es überhaupt genug Nachwuchs, wenn wir alles auf NAWAROs umstellen wollen, von Biowärme über Baumaterialien bis zu Waschmitteln?
  3. Warum sollte der Einsatz nachwachsender Rohstoffe für den Investor interessant sein?
  4. Gibt es geprüfte und zugelassene Baukonstruktionen aus nachwachsenden Rohstoffen?
  5. Welche Kriterien kann ich für die Ökologische Auswahl von Baustoffen heranziehen?
  6. Wie kann ich in öffentlichen Ausschreibungen trotz "Liberalisierung" auf NAWARO bestehen (wenn der Trend zu funktionaleren Ausschreibungen geht, also nur mehr m² Bodenbelag gefragt ist)?
  7. Was ist zu beachten, wenn ich in einer Ausschreibung emissionsarme Wandfarben genauer spezifizieren muss?
  8. Gibt es Informationen, wie die Rückbaufreundlichkeit, die Demontierbarkeit einer Konstruktion bewertet werden kann?
  9. Wo gibt es die besten Informationen über nachwachsende Rohstoffe und ökologische Bauweisen?
  10. Warum rechnet ÖkoInform eine CO2 Gutschrift in der Öko-Bilanz?
  11. Welche Bauweisen und Materialien machen sich in der Ökobilanz besonders bemerkbar?
  12. Wie kann ich mit Ecosoft rechnen und wie wird eine ökologische Optimierung im Normalfall durchgeführt?
  13. Was ist der Unterschied zwischen Ecosoft und OI3?
  14. Gibt es Beispiele wo die Mehrkosten für eine ökologische Passivhausbauweise klar ausgewiesen sind?
  15. Wie viel an ökologischer Verbesserung bringen die innovativen Baukonzepte der Programmlinie 'Haus der Zukunft' gegenüber einer herkömmlicher Bauweise?
  16. Wie kann ich als PlanerIn rasch abschätzen, ob eine ökologische Variante mehr kostet - und wenn ja wie viel?
  17. Wie kann ich aus den Angeboten infolge einer Ausschreibung eine ökologische Wandfarbe auswählen?
  18. Wie kann ich sicherstellen, dass auf der Baustelle tatsächlich nur die angebotenen ökologisch vertretbaren Chemikalien verwendet werden?

1. Gibt es derzeit auf internationaler Ebene Bestrebungen, Anforderungen für ökologisches Bauen festzulegen?

Der Europäische Normungsausschuss (CEN) arbeitet im Auftrag der Europäischen Kommission gegenwärtig an einer EU-weit verbindlichen Norm für die ökologische Gesamtbewertung von Baustoffen und Gebäuden. Dabei sollen folgende zugehörige Normenwerke errichtet werden:

Rahmennorm für die integrierte Umweltleistung von Gebäuden:

  • Bauprodukte und materialbezogene Normen: incl. Lebenszyklusbewertungen
  • Norm für das Kommunikationsformat - Umweltdeklaration: Vergleichbar mit dem Energieausweis für Gebäude wird es künftig auch genormte Umweltdeklarationen für Bauprodukte und Baumaterialien geben.
  • Normen zur Berücksichtigung von Errichtungsaufwand und Abbruchprozess:
  • Normen für den Gebäudebetrieb: samt zugehörigen Instandhaltungsarbeiten

Die hier genannten CEN-Normen sollen nach Vorstellung der Europäischen Kommission bis zum Dezember 2007 fertig gestellt werden. Mehr: www.ecology.at/oekoinform/folder5.htm

Ein interessanter Ansatz dazu ist Sustainability in building construction ~ Assessment of environmental impacts from buildings. Diese Richtlinien für die Entwicklung und Durchführung der Bewertung von Umweltwirkungen von Gebäuden sind noch in Diskussion, der vorliegende Entwurf zeigt aber die kommenden Anforderungen klar auf. Das Dokument wendet sich an Hersteller, Entwickler, Architekten und deren Kunden. Die Umwelt-Bewertung schließt den gesamten Lebenszyklus ein, ~from cradle to grave~.

Mehr:

2. Gibt es überhaupt genug Nachwuchs, wenn wir alles auf NAWAROs umstellen wollen, von Biowärme über Baumaterialien bis zu Waschmitteln?

Global gesehen ist die Antwort auf die Frage NEIN. Das Potenzial zur zusätzlichen Nutzung von NAWAROs als Rohstoff und Energie ist relativ begrenzt.

Dazu kommt, dass die Steigerung der Ernte von Biomasse gegenüber dem derzeitigen Status quo in vielen Fällen Intensivierung voraussetzt und damit ökologisch nicht nur positiv ist.

Da sind viele Gesichtspunkte zu überlegen, aber es ist relativ klar, dass man nicht einfach sagen kann, Maximierung des Biomasseeinsatzes wäre ökologisch sinnvoll (auch nicht für den Klimaschutz, weil Steigerung der Holzernte heißt Verringerung der CO2-Senke im Wald!)

Priorität sollte daher die effiziente Nutzung von Biomasse haben, d.h. Biomasse "kaskadisch" zu nutzen, d.h. erst stofflich, dann energetisch, und das Ganze möglichst energieeffizient und dezentral. Es geht also nicht um Maximierung der Biomassenutzung (was die Landwirtschaft gerne hätte), sondern um die bestmögliche, aber sparsame Nutzung! Besonders ungünstig ist in dem Zusammenhang der Einstieg in wenig effiziente Systeme wie die Herstellung von Energie (insbesondere Treibstoffen!) aus Ackerbauprodukten, da braucht man ca. 50% der Bruttoenergie, die man am Ende herausbekommt, an Inputs (vom Diesel für den Traktor bis zum Stickstoffdünger). Besonders gut ist die Nutzung derzeit ungenutzter biogener Reststoffe.

Weitere Informationen:

Projekt ROLAND, Helmut Haberl

3. Warum sollte der Einsatz nachwachsender Rohstoffe für den Investor interessant sein?

Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist ein Ziel der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie und damit öffentliches Interesse. Interessant aber auch für private Bauherrn. Die Wohnbauförderungen werden laufend weiterentwickelt und an strategische Zielsetzungen angepasst. Der NAWARO Einsatz, basierend auf der OI3 Methode, ist in der Salzburger und Vorarlberger Wohnbauförderung bereits ein Kriterium. Auch in anderen Bundesländern werden ökologische Bauweisen auf verschiedene Weise unterstützt. Darüber hinaus bringen viele NAWARO Konstruktionen auch technische Vorteile, z.B. Holzbauwände hohe Wärmedämmung bei geringen Wandstärken, etc.

4. Gibt es geprüfte und zugelassene Baukonstruktionen aus nachwachsenden Rohstoffen?

Auf der neuen Website www.dataholz.com finden Sie umfassende Informationen zu typischen Holzbauteilen. Dieser Katalog bauphysikalisch, ökologisch geprüfter und/oder zugelassener Holz- und Holzwerkstoffe, Baustoffe, Bauteile und Bauteilanschlüsse für den Holzbau ist freigegeben von akkreditierten Prüfanstalten. Die Nachweise der Kennwerte gelten gegenüber österreichischen Baubehörden als erbracht.

5. Welche Kriterien kann ich für die Ökologische Auswahl von Baustoffen heranziehen?

Die Baustoffwahl sollte man möglichst auf wissenschaftliche Erkenntnisse abstützen.

Eine gute Grundlage für ökologische Vergleiche von Baumaterialien sind neben den bekannten qualitativen Beschreibungen jetzt auch quantitative Methoden wie z.B. die wirkungsorientierte Klassifizierung. Diese verwendet Kriterien wie: Beitrag zum Treibhauseffekt GWP, Versauerungspotential AP, Primärenergieaufwand PEI.

In ÖkoInform verwenden und empfehlen wir die Methode Ökoindex OI3. Die Herstellung eines Baustoffes oder einer Baukonstruktion wird im ersten Schritt in einem Bilanzmodell dargestellt. Stoff- und Energieflüsse (In- und Outputs) werden untersucht, denn bei der Herstellung entstehen neben dem Produkt auch Nebenprodukte, Abfälle, Emissionen in Luft, Wasser, Boden und Energie (Abwärme).

Die Erfassung und Dokumentation der Energie- und Stoffströme in einem Datensatz wird als Sachbilanz oder Input/Output-Analyse bezeichnet. Die Daten für die wesentlichen Baukonstruktionen sind verfügbar.

Sachbilanz

Die Wirkbilanz ordnet im zweiten Schritt den in der Sachbilanz erhobenen Stoff- und Energieflüssen Wirkungen zu:

  • Treibhauspotential (100 Jahre bezogen auf 1994)
  • Versauerungspotential
  • Bedarf an nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen

Der dritte Schritt ist die zusammenfassende Bewertung. Die resultierende Wirkung wird mit linearen Funktionen auf eine Punkteskala umgelegt, wie hier am Beispiel des Treibhauspotentials gezeigt.

GWP

Die so erhaltenen Punkte werden gleich gewichtet aufsummiert.

Das Ergebnis ist der Ökoindikator OI3:

OI3 = 1/3 OITGHPEIne + 1/3 OITGHGWP + 1/3 OITGHAP

Weitere Informationen: Dr. Bernhard Lipp, IBO

Globale Erwärmung (GWP)
Für die häufigsten treibhauswirksamen Substanzen ist relativ zur Leitsubstanz Kohlendioxid (CO2) ein Parameter in der Form des Treibhauspotentials GWP (Global Warming Potential) definiert.
Dieses Treibhauspotential beschreibt den Beitrag einer Substanz zum Treibhauseffekt relativ zum Beitrag einer gleichen Menge Kohlendioxid.

Versäuerung (AP)
Versäuerung wird hauptsächlich durch die Wechselwirkung von Stickoxid- (NOx) und Schwefeldioxidgasen (SO2) mit anderen Bestand-teilen der Luft wie dem Hydroxyl-Radikal verursacht. Das Maß für die Tendenz einer Komponente, säurewirksam zu werden, ist das Säurebildungs-potential AP (Acidification Potential). Es wird für jede säurebildende Substanz relativ zum Säurebildungs-potential von Schwefeldioxid angegeben.

Primärenergieinhalt nicht erneuerbar (PEI n. e.)
Der "Primärenergieinhalt nicht erneuerbar" berechnet sich aus dem oberen Heizwert all jener nicht erneuerbaren energetischen Ressourcen, die in der Herstellungskette des Produkts verwendet wurden. Streng genommen ist der Primärenergieinhalt keine Wirkungskategorie sondern eine Stoffgröße, er wird aber häufig gleichberechtigt mit den restlichen ökologischen Wirkungskategorien angegeben

6. Wie kann ich in öffentlichen Ausschreibungen trotz "Liberalisierung" auf NAWARO bestehen (wenn der Trend zu funktionaleren Ausschreibungen geht, also nur mehr m² Bodenbelag gefragt ist)?

Ökologisch bauen fordert vom Bauherrn klare Vorgaben. Auch in öffentlichen Ausschreibungen ist es zulässig, ökologische Vorgaben festzulegen. Legen Sie die technischen Spezifikationen, die Sie von den Anboten erwarten genau fest. Das ist besser, als unter vorliegenden Anboten mittels Zuschlagskriterien die ökologische Qualität der Anbote zu gewichten. Detaillierte Informationen und Ausschreibungskriterien finden Sie unter:

www.oekoeinkauf.at,
www.oekokauf.wien.at

7. Was ist zu beachten, wenn ich in einer Ausschreibung emissionsarme Wandfarben genauer spezifizieren muss?

Emissionsarme Wandfarben erhalten Sie, indem Sie in der Ausschreibung folgende Kriterien berücksichtigen und entsprechend kontrollieren:

Organische Bestandteile:
Kunstharzdispersionen dürfen max. 0,1 (Massen-)% VOC (als Verunreinigung) enthalten.
Dispersions-Silikatfarben dürfen maximal 5 (Massen-)% sonstige organische Bestandteile enthalten.
Naturharzdispersionen, die mit ätherischen Ölen topfkonserviert werden, dürfen maximal 1% VOC enthalten

Konservierungsstoffe:
Deklaration aller eingesetzten Konservierungsstoffe
Wirkstoffe max. 0,005 (Massen-)%, für Dispersionen max. 0,05 (Massen-)%
Freies Formaldehyd max. 0,002 (Massen-)%

Ausnahme: N-Formale und O-Formale sind zulässig, wenn nachgewiesen werden kann, dass maximal 0,05 ppm Formaldehyd nach 24 Stunden nach Beginn des Farbauftrages emittiert werden. Außerdem sollen Formaldehydabspalter nur zusätzlich verwendet werden, um den Gehalt anderer Konservierungsstoffe abzusenken.
Wenn das Produkt sinngemäß als "biozidfrei" deklariert wird sind für alle Vorprodukte Sicherheitsdatenblätter und Herstellerdeklarationen beizubringen.

Weichmacher
Weichmacher dürfen nicht zugegeben werden,
Verunreinigungen sind nur < 100 ppm zulässig.

Sicherheitsdatenblätter sind für das Endprodukt beizulegen.

Als Hinweis in der Ausschreibung: Wandfarben mit dem Österreichischen Umweltzeichen erfüllen diese Anforderungen. Die entsprechende Richtlinie: www.umweltzeichen.at

Für öffentliche Ausschreibungen: www.oekokauf.wien.at

8. Gibt es Informationen, wie die Rückbaufreundlichkeit, die Demontierbarkeit einer Konstruktion bewertet werden kann?

Ja, im Projekt Abfallvermeidung im Bausektor wurde ein spezieller Katalog entwickelt, indem für typische Konstruktionen die Wiederverwertbarkeit nach folgendem Schema bewertet wurde.

Nutzungsdauer: schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat
Trennbarkeit: schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat
Wiederverwendung: schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat
Verwert./Beseitig.: schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat schwarzes Quadrat
Erreichte Punktezahl:

Katalog "Bewertete Konstruktionen und Baustoffe":

www.17und4.at/downloads/abfallver_bau/KonstruktionenAbfallBau.pdf
www.abfallvermeidungwien.at

9. Wo gibt es die besten Informationen über nachwachsende Rohstoffe und ökologische Bauweisen?

Produktunabhängige Informationsplattformen sind:

www.nawaro.com: Ein Projekt im "Haus der Zukunft" mit Produktdatenbank und 7 Konstruktionsbeispielen. Derzeit im Testbetrieb.

www.dataholz.com: Dieser Katalog bauphysikalisch, ökologisch geprüfter und/oder zugelassener Holz- und Holzwerkstoffe, Baustoffe, Bauteile und Bauteilanschlüsse für den Holzbau ist freigegeben von akkreditierten Prüfanstalten. Die Nachweise der Kennwerte gelten gegenüber österreichischen Baubehörden als erbracht.

www.argetq.at: Total Quality dokumentiert die Qualität eines Gebäudes von der Planung über den Bau bis zur Nutzung im TQ-Gebäudezertifikat. Das Zertifikat ist das Endprodukt des integrierten TQ-Planungs- und Bewertungsprozesses. Die Zertifizierung macht die Qualität eines Gebäudes sichtbar, nutzbar und vergleichbar und bringt so für die Vermarktung Vorteile und Sicherheit.
Die Bewertungskriterien sind im TQ-Kriterienkatalog beschrieben. Diese dienen auch als Planungsziele für nutzerfreundliche, umweltschonende und kostengünstige Gebäude. So ist die TQ-Zertifizierung ein Qualitätssicherungssystem, das die Bewirtschaftung und Vermarktung der "besseren" Gebäude unterstützt.

www.carmen.de: Diskussionsforum Deutschland www.carmen-ev.de/phorum/list.php?f=1

10. Warum rechnet ÖkoInform eine CO2 Gutschrift in der Öko-Bilanz?

Bei der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen wird der Atmosphäre Kohlenstoff zumindest für die Bestandsdauer des Bauteils entzogen. Die Wirkung wird z.B. an Hand eines Bauteils aus Holz klar: In der Wachstumsphase hat der Baum aus der Atmosphäre Kohlenstoff entnommen. Vermodert Holz im natürlichen Abbau im Wald oder wird es als Brennstoff genutzt, so gelangt dieser Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre, und zwar als CO2. Dieses Endprodukt jeder sauberen Verbrennung bzw. des natürlichen Abbauprozesses ergibt in der Kohlenstoffbilanz eine Null. Wird das Holz aber als Bauteil verwendet, so wird das Holz erhalten und der Abbauprozess weit in die Zukunft verschoben. Daraus wird eine CO2-Gutschrift abgeleitet. Dennoch ist dieser Ansatz nicht unumstritten, da längerfristig der Kohlenstoff doch wieder in die Atmosphäre gelangen kann.

11. Welche Bauweisen und Materialien machen sich in der Ökobilanz besonders bemerkbar?

Vor allem Metalle, Kunststoffe und stark bewehrte Stahlbetonbauteile wirkt sich in der Bilanzierung deutlich aus. Grund dafür sind die hohen Energie- und Stoffflüsse, die mit der Herstellung verbunden sind. Im Vergleich dazu haben Dämmstoffe auf Grund ihrer geringen Dichte und somit relativ geringen Masse pro m²-Konstuktionsfläche weniger Einfluss auf die Ökobilanzierung.

Einen aufschlussreichen Überblick über die Größenordnungen bietet der Vergleich eines Gebäudes in drei Bauweisen, dokumentiert im ÖkoInform Themenfolder 3 "Passivhaus aus nachwachsenden Rohstoffen".

12. Wie kann ich mit Ecosoft rechnen und wie wird eine ökologische Optimierung im Normalfall durchgeführt?

Die Software Ecosoft ist eine ausgefeilte Excel-Arbeitsmappe die beim IBO kostenfrei erhältlich ist. Ecosoft ist jedoch für Personen gedacht, welche sich mit quantitativer ökologischer Bewertung schon vertraut sind. Das Programm bietet alle Freiheiten im Bereich der Auswertung der Ergebnisse die Excel bietet. Die Konstruktionen wie Außenwände, Fundamente, Decken, Dächer usw. werden aus den Baustoffen aus der IBO-Baustoffdatenbank aufgebaut. Anschließende wird das Gebäude mit Hilfe der angelegten Konstruktionen und der Angabe der Flächen zusammengesetzt. Ecosoft berechnet im Gebäudeblatt die 5 Ökokennzahlen für das Gebäude. Möchte man Konstruktionen austauschen um einen ökologischen Optimierungsprozess durchzuführen, so tauscht man einfach die Konstruktion im Gebäudeblatt aus. Die Ergebnisse werden in einem Statistikblatt zusammengefasst, sodass die berechneten Ergebnisse einfach verglichen werden können.

13. Was ist der Unterschied zwischen Ecosoft und OI3?

EcoSoft ist ein Excel-Programm, mit dem beliebige Bauteile und Gebäude bilanziert werden können. Der Ökoindex 3 (OI3) fasst die Ökopotentiale Treibhauspotential (GWP), Versäuerungspotential (AP) und den Primärenergiebedarf nicht erneuerbar (PEI ne) für die Herstellung einer Konstruktion oder eines Gebäudes in einer Kennzahl zusammen und stellt so ein einfaches quantitatives Maß zur Beurteilung der ökologischen Qualität dar. Der Wertebereich des OI3-Indikators ist so gewählt, dass 1m² einer Baukonstruktion typischerweise im Bereich zwischen 100 Punkten und 0 Punkten liegt. Im Bereich von 100 Punkten liegen Konstruktionen die bei der Herstellung einen relativ hohen Aufwand an Energie und Ressourcen benötigen und relativ hohe Emissionen verursachen. 0 oder sehr wenige OI3-Punkte können praktisch nur von Konstruktionen erreicht werden, die einen sehr hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen aufweisen und einen ökologisch optimierten Herstellungsprozess verwenden. Auch für ein Gebäude kann die OI3-Kennzahl ermittelt werden. Die Höhe des OI3-Wertes eines Gebäudes ist neben den erwähnten Faktoren dabei auch noch von der verwendeten Bezugsgröße und den in die Berechnung einbezogenen Bauteilen abhängig. Eine vereinfachte Form des OI3-Index für ein Gebäude wird in den Wohnbauförderungen von Salzburg und Vorarlberg zur Beurteilung der ökologischen Qualität eines Gebäudes eingesetzt, der OI3TGH . Dabei werden in die Berechnung des OI3-Indexes nur die Bauteile der thermischen Gebäudehülle und die Geschossdecken einbezogen. Diese Systemabgrenzung wurde gewählt, damit die Daten, die für die Berechnung eines Energieausweises erforderlich sind, ausreichen, um ohne zusätzlichen Aufwand auch Angaben zur ökologischen Qualität beurteilen zu können. Voraussetzung ist die Verwendung eines EDV-Programms, das die entsprechende Funktion bereits eingebaut hat wie z.B. GEQ (www.zet.at), ArchiPHYSIK (www.a-null.at) oder der Gebäuderechner von Ecotech (www.ecotech.cc )

14. Gibt es Beispiele wo die Mehrkosten für eine ökologische Passivhausbauweise klar ausgewiesen sind?

Beim Neubau des ökologischen Gemeindezentrums in Ludesch wurden die Mehrkosten für die konsequente ökologische Materialwahl in einer ~doppelten~ Ausschreibung (Standard-/Ökovariante) erfasst. Die Gesamtkosten betrugen 6,9 Mio Euro.

Die Ökovariante:

  • Passivhausstandard mit möglichst geringem Gesamtenergieaufwand
  • Einsatz von erneuerbaren Energieträgern; Solarenergie, Photovoltaikanlage und Sonnenkollektoren; Wärmeversorgung durch örtlichen Biomasse-Nahwärmeverbund
  • automatische Be- und Entlüftung zur Erfüllung hygienischer Standards
  • Photovoltaikanlage: Überdachung des Dorfplatzes (ca. 350 m2) mittels einer transluzenten PV-Anlage (Energieeinspeisung ins Netz, Sonnen-/Regenschutz)
  • Holzbau aus heimischer Weißtanne mit konstruktivem Holzschutz
  • Verzicht auf umweltschädliche Materialien (z.B. Holzfaser, Flachs, Hanf, Schafwolle statt Mineralwolle, genereller PVC-Verzicht, Verzicht auf lösemittelhaltige Farben und Kleber etc, Verzicht auf HFKWs, Verzicht auf formaldeydhaltige Werkstoffe)
  • Bewertung, Ausschreibung und Vergabe nach den Kriterien des Ökoleitfaden: Bau

Die Mehrkosten für bauökologische Maßnahmen betrugen ca. 1,8% der Baukosten

Das Gemeindezentrums in Ludesch ist ein Demoprojekt im Rahmen der Programmlinie "Haus der Zukunft" des bmvit. www.hausderzukunft.at/results.html/id3569

15. Wo finde ich einen Überblick über Baukonstruktionen mit ökologischer Bewertung?

Der IBO-Passivhaus-Bauteilkatalog ist eine Sammlung von Hochbaukonstruktionen, die in jeweils zwei Varianten, dimensioniert für den Passivhaus-Standard technisch beschrieben, bauphysikalisch bewertet und ökologisch entlang des gesamten Lebenslaufs analysiert werden.

Mit technischer Beschreibung, Wärme-, Schall- und Brandschutz, Dampfdiffusions- und Wärmespeicherverhalten.

Ökologischer Herstellungsaufwand, Dauerhaftigkeit und Instandhaltungsaufwand sowie Rückbau und Entsorgung sind die Themen der ökologischen Analyse. Vergleichsbasis sind funktionale Einheiten, das sind Bauteilschichten, die gemeinsam eine technische Dienstleistung erbringen.

  • Kapitel 2: Regelquerschnitte
  • Kapitel 3: Anschlussdetails
  • Kapitel 4: Funktionale Einheiten
  • Kapitel 5: Baustoffe
  • Kapitel 6: Glossar, Literatur, Index
  • Kapitel 7: Kostenermittlung
Baukonstruktion

16. Wie viel an ökologischer Verbesserung bringen die innovativen Baukonzepte der Programmlinie 'Haus der Zukunft' gegenüber einer herkömmlicher Bauweise?

Die ökologische Qualität der ausgeführten 'Haus der Zukunft'-Projekte ist aus dem Vergleich mit vergleichbaren Referenzgebäuden ablesbar. Untersucht wurden Umweltwirkungen von gebauten innovativen Baukonzepte aus dem Haus der Zukunft. Alle hier betrachteten Gebäude sind als Passivhäuser ausgeführt und haben daher extrem niedrige Kennwerte für den Heizwärmebedarf. Diese Ausführung garantiert sehr geringe "ökologische" und ökonomische Betriebskosten über die Nutzungsphase der Gebäude. Auch bei den Referenzgebäuden wurde von Passivhaus-Standard ausgegangen, der Unterschied in den Umweltwirkungen zeigt sich in der Bauweise.

Die Gebäude mit hohem Anteil an nachwachsenden Rohstoffen erreichten die beste Bewertung. Das Lehm-Passiv-Bürohaus erreicht z.B. einen OI3TGH Wert 19. Das gleiche Gebäude in einer Ausführung mit Standardbaustoffen würde den OI3TGH-Wert von 100 erreichen. Das bedeutet, dass durch den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe und den schonenden Umgang mit den Ressourcen mehr als 80% der Herstellungsbelastung eingespart wurde. Das ökologische Optimierungspotential natürlich auch von der Nutzung abhängig. Auch die Projekte Schistlhaus und S-House wurde die ökologische Sanierung vollkommen ausgereizt. Die etwas höheren OI3TGH ~Werte ergeben sich nur aus unterschiedlichen Nutzungsanforderungen (Schutzhütte, Ausstellungsgebäude).

OI3

Das Projekt Solar-City konnte auf Grund des Kostendrucks im Wohnbau die geringsten ökologischen Optimierungen im Baustoffbereich realisieren.Folder 6

17. Wie kann ich als PlanerIn rasch abschätzen, ob eine ökologische Variante mehr kostet - und wenn ja wie viel?

Einen guten Anhaltspunkt für die Kosten ökologischer Baukonstruktionen bietet der IBO-Passivhaus-Bauteilkatalog. Hier sind die K7-Blätter mit den Preisermittlungen für derzeit 50 Bauteile des Katalogs verfügbar: www.ibo.at/download.htm.

Grob falsch kalkulierte Kosten wirken einem optimalen und qualitativ hochwertigen Bauergebnis entgegen. Entweder es wird zu teuer gebaut oder es wird versucht, Kosten an anderer Stelle einzusparen. Diese Kostensammlung schafft hier rasche Orientierung.

18. Wie kann ich aus den Angeboten infolge einer Ausschreibung eine ökologische Wandfarbe auswählen?

Generell ist zu empfehlen, die Anforderungen bereits in der Ausschreibung so genau wie möglich zu spezifizieren ~ und nicht erst nach Vorliegen mehrerer Angebote. Die Stadt Wien hat ausgearbeitete Kriterien, die direkt in Ausschreibungen verwendet werden können.

www.wien.gv.at/ma22/oekokauf/arbeitsgruppen/uebersicht.htm >> Arbeitsgruppe 17, Farben, Lacke

Besonders strenge ökologische und gesundheitliche Anforderungen erfüllen Produkte die mit dem natureplus Qualitätszeichen ausgezeichnet sind.
www.natureplus.org

Produkte mit dem österreichischen Umweltzeichen erfüllen ebenfalls aus derzeitiger Sicht wesentliche gesundheitliche und ökologische Anforderungen.
www.umweltzeichen.at

19. Wie kann ich sicherstellen, dass auf der Baustelle tatsächlich nur die angebotenen ökologisch vertretbaren Chemikalien verwendet werden?

Ein Chemikalienmanagement, wie es der Wiener Krankenanstaltenverbundes KAV eingeführt hat, hat sich als praxistauglicher Ansatz zur Lösung dieses Problems erwiesen. Im Leistungsverzeichnis finden sich dazu genau definierte Anforderungen. Weiters muss der Auftragnehmer zumindest 14 Tage vor Arbeitsbeginn, eine vollständige Liste aller für die Bauausführung benötigten Bauchemikalien der ÖBA zu übermitteln, die dann kontrolliert und freigegeben werden.

Mehr: Innovative Baukonstruktionen: Ökologische Anforderungen in Leistungsverzeichnissen: www.ecology.at/oekoinform/download.htm

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