Statements zum Nachhaltigen Bauen und Immobilienrating

IG Passivhaus Österreich
Ing. Günter Lang (Geschäftsführung)
Günther Lang

Die große Herausforderung ist den Bauträgern und Eigentümern den ökonomischen und persönlichen Vorteil sichtbar zu machen, um das gesamtheitliche nachhaltige Bauen sowie die nachhaltige Sanierung begreifbar zu machen.

Diese "neuartigen" Sanierungen und Neubauten benötigen viel Überzeugungskraft um der bisher konventionell gewachsenen Bauweise entgegenhalten zu können, dies kann nur mit Hilfe von guten Beispielen mit Besichtigungen und Exkursionen der breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt werden.

Die Einführung des Österreichweiten Gebäudepasses sowie die verpflichtende Ausweisung der Energiekennzahlen bei Immobilien schon beim Anbieten, also schon in der Zeitung, ist eine wesentliche Forderung. Ebenfalls wären Österreichweit einheitliche Förderungen die dadurch leichter durchschaubar sind und die stärker nach energetischen Kriterien ausgerichtet sind - speziell für die Sanierung - äußerst wichtig.

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW)
Mag. Bernd Vogl
Bernd Vogl

Die Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäude ist ein wichtiges Anliegen der österreichischen Klimaschutzpolitik. Die Rahmenbedingungen sollten durchgängig den Bau bzw. die Sanierung von Gebäuden zum Niedrigenergiehaus bis hin zum Plus-Energiehaus unter Berücksichtigung ökologischer Maßstäbe unterstützen. Die dafür im Rahmen von klima:aktiv und Haus der Zukunft entwickelten klima:aktiv Hauskriterien werden hier ein wichtiger Wegweiser für den Markt und die Landesverwaltungen sein.

Zusätzlich muss das Wissen über nachhaltiges Bauen in Ausbildungen integriert bzw. angeboten werden, was ein wesentlicher Schwerpunkt unserer klima:aktiv Programme ist. Das Steigen des Ölpreises/der Energiepreise und die Einführung des Gebäudeenergiepasses bieten momentan sehr gute Chancen für die Marktdurchdringung von Gebäuden im klima:aktiv Standard. Mehr Aufgeschlossenheit im Bankensystem gegenüber Innovationen im allgemeinen und für innovative Bauten im speziellen, könnte zusätzlich mehr Bewegung in die Märkte bringen und den Wirtschaftstandort Österreich unterstützen.

Wohnfonds Wien/Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung
Dieter Groschopf
Dieter Groschopf

Der essentielle Punkt beim nachhaltigen Bauen ist die Verbindung von Wohnqualität mit Wirtschaftlichkeit, dazu muss das Interesse geweckt werden und an Hand von Pilotprojekten die Durchführbarkeit bewiesen werden.

Um öffentliche Gelder für den geförderten Wohnbau in Anspruch nehmen zu können, müssen gewisse Qualitätsstandards erreicht werden. Ich glaube dass die Grenze der zusätzlichen Belastungen im geförderten Wohnbau erreicht ist; mit entsprechenden Anreizen könnte durchaus auch mehr Interesse geweckt und dadurch mehr Projekte realisiert werden.

Atelier für Baukunst
DI Wolfgang Ritsch (Architekt)
Wolfgang Ritsch

Nachhaltigkeit funktioniert nur mit einem ganzheitliche Ansatz, das heißt dass die Komplexität einer ganzheitlichen Sichtweise zugeordnet werden muss. Die Schwierigkeit ist, dass Nachhaltigkeit so unsichtbar ist wie Radioaktivität.

Es braucht einen Wandel im Denken, und zwar nicht nur bei den Architekten und Bauträgern, vor allem beim Immobilienverkauf, da fehlt es am meisten - und natürlich bei den Bauherren und Nutzern..

Es braucht verbindliche Standards und damit eine abgesicherte Methode, damit Nachhaltigkeit auch nachgewiesen werden kann..

Energieinstitut Vorarlberg
Helmut Krapmeier
Helmut Krapmeier

Das Entscheidende beim nachhaltigen Bauen ist die Berücksichtigung der Auswirkungen des Bauens und der Verwendung der vorhandenen neu entwickelten Methoden (z.B. des Ökobauatlas oder der IBO-Baustoffdatenbank) sowie der Qualitätssicherung als wichtigster Punkt.

Es braucht eine Motivation der Käufer/Mieter bzw. Bauherren und ein entsprechendes Anreizsystem, um eine noch weitere Verbreitung unter den Bauschaffenden zu erreichen.

Eine Gesamtrechnung, die Investitionskosten, Betriebskosten und Entsorgungskosten beinhaltet, würde es für den Investor leichter machen, in nachhaltige Immobilien zu investieren, weil er dadurch in die Lage versetzt wird, Entscheidungen mit Berücksichtigung nachhaltiger Faktoren treffen zu können.

Ziviltechniker Kanzlei Dr. Bruck
Prof. DI Dr. Manfred Bruck
Manfred Bruck

Minimale externe Kosten bedeuten maximale Nachhaltigkeit, das heißt dass für atmosphärische Emissionen, Energieeinsatz, Landschaftsverbrauch usw. die bestmöglichen Lösungen gefunden werden müssen.

Es müsste ein Tool entwickelt werden, dass die Nachhaltigkeit eindeutig und widerspruchsfrei misst.

Die Qualität der Nachhaltigkeit, die an einer Maßzahl wie z.B. den externen Kosten festgemacht ist, muss in der Bewertung von Immobilien untergebracht werden.

Plattform "Unternehmen V"
Mag. Bertram Meusburger
Bertram Meusburger

Es ist wichtig auf die regionale Wertschöpfung zu achten. Mir scheint, dass regionale Anbieter beispielsweise von ökologischen Baustoffen in einem internationalen Vergleich so wettbewerbsfähig geworden sind, dass sie durch ihre Spezialprodukte im nachhaltigen Bauens bestehen können bzw. sich etablieren konnten.

Beim nachhaltigen Bauen sollen Bedürfnisse abgedeckt werden, die real da sind; dazu muss man mit regionalen Akteuren zusammenarbeiten, um die Bedürfnisse zu treffen. Das selbstverständlichste ist dann natürlich auch die Wirtschaftlichkeit solch eines Projekts.

Entscheidend ist, dass nachhaltige Projekte keine Einzelprojekte bleiben, es muss ein Gefühl entstehen, dass es ein Langzeittrend ist.

Die zusätzlichen Kosten für nachhaltige Wohnbauten dürfen meiner Meinung nach 10% bis 15% nicht überschreiten.

VOGEWOSI - Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungs GmbH
Dr. Hans-Peter Lorenz (Geschäftsführer)
Hanspeter Lorenz

Für uns ist wichtig, dass das Wohnen in nachhaltigen Gebäuden für die BewohnerInnen weiter leistbar bleibt und dass sich die Kosten der Investition auf Dauer rechnen. Das heißt vor allem, dass die Einsparungen in Zukunft zu konstanten Energiekosten führen müssen und nicht zu plötzlichen Steigerungen wie bisher aufgrund der steigenden Ölpreise.

Die finanziellen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit nachhaltige Projekte umgesetzt werden können. Wir betreiben momentan Faktor-Zehn-Sanierungen, also Reduktionen von Heizwärme um das zehnfache, das geht allerdings nur unter Anspannung aller Kräfte und mit einer sehr guten öffentlichen Finanzierung sonst wäre es für die BewohnerInnen nicht leistbar.

Für Investitionen im nachhaltigen Bauen ist es wichtig, dass das Zinsniveau weiterhin so niedrig bleibt; zumindest in den Bereichen wo Unternehmen auf Fremdfinanzierung angewiesen sind.

Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems
DI Peter Holzer (Departmentleiter)
Peter Holzer

Das Wichtigste beim nachhaltigen Bauen ist die Verbindung von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten. Also zum Beispiel die Qualität Energiesparen an sich, oder Energiebedarfssenkung, die Qualität Errichtungsimpact, also Errichtungsumwelteinflüsse hinzukriegen, sowie Behaglichkeit mit Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen. Für dieses Ziel sind wir allerdings mit der Gebäuderichtlinie auf dem richtigen Weg.

Es braucht sowohl fachlich wie auch kommunikativ überzeugende Statements in der Planungsphase, wo in Umgebung der Investorenentscheidung wirklich Begeisterung für das nachhaltige Bauen ausgelöst werden kann.

Es braucht Menschen, die gut ausgebildet sind und daher wissen was finanziell noch machbar ist, verrückte oder innovative Ideen allerdings nicht sofort im vorhinein ausschließen und somit Möglichkeiten eröffnen, an die der Investierende dann glauben kann.

Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems, Fachbereich Immobilienwirtschaft
DI Rupert Ledl (Immobilienwirtschaft)
Rupert Ledl

Wichtig für das nachhaltige Bauen ist eine gezielte Förderung die unters Volk gemischt wird um diesen Bereich ein wenig anzukurbeln, in diesem Bereich wird aber ohnehin momentan sehr viel getan.

BUWOG Bauen und Wohnen Gesellschaft mbH
Dr. Gerhard Schuster (Geschäftsführer)
Gerhard Schuster

Das entscheidende beim nachhaltigen Bauen ist, dass ein Verständnis bei Nutzern und Investoren erzeugt werden muss, dass die zukünftige Entwicklung von Nutzergewohnheiten und von Betriebkosten, vor allem Heizkostenentwicklungen über einen Kalkulationszeitraum von mindestens 20 Jahren abgeschätzt werden müssen.

Es geht dabei grundsätzlich vor allem darum, welche Vorteile ein nachhaltiges Bauwerk oder ein Bauwerk das mit einer nachhaltigen Baulösung entstanden ist, gegenüber einem konventionellen Gebäude zu bieten hat. Letztlich muss man Investoren und Nutzern klarmachen, wo der Vorteil im Sachwert und im Ertragswert gegenüber einem konventionell errichteten Haus liegt.

Es müssen standardisierte Kriterien geschaffen werden die vermitteln "was nachhaltig ist" und wie man diese Vorteile bei einer Wertermittlung ermittelt.

Investoren oder Immobilienbewerter müssen die Qualität eines nachhaltigen Gebäudes in ihre Verkehrswertsermittlung einbauen können, das heißt dass künftige Entwicklungen von Bewirtschaftungskosten, von Nutzerverhalten oder ähnliches standardisiert vorhersehbar und bewertbar gemacht werden müssen.

ZT Raum und Kommunikation
Dr. Robert Korab
Robert Korab

Das Verhältnis der Mehrinvestition von Planung und Ausführung von nachhaltigen Gebäuden muss in Verbindung zu dem Mehrwert im Lauf der Geschichte des Objekts gesetzt werden. Schließlich kann nachhaltiges Bauen ja nicht heißen, dass man prinzipiell mehr Geld ausgibt, sondern dass man die Balance der jetzigen Kosten mit den zukünftigen Ersparnissen herstellt.

Alle ausführenden Beteiligten, egal ob das Bauherren oder Planer oder Ausführende sind, müssen ausreichend Sensibilität und auch emotionale Beziehung zu dem Thema entwickeln und kundtun, dass nachhaltiges Bauen eine Produktqualitätsfrage darstellt.

Man muss von einer sehr kurzfristigen ökonomischen Sichtweise abgehen, denn sonst wird es zwar auch Projekte geben, es gibt ja auch kurzfristige Projekte die sich nachhaltig darstellen lassen und wirtschaftlich erfolgreich sind, dies wird dann aber eher eine Ausnahme darstellen.

Kleboth.Lindinger.Architecten
DI Andreas Kleboth
Andreas Kleboth

Es geht darum, dass der Standort in einer verdichteten Siedlung/Stadt/Gemeinde/Ort liegt. Das Bauen auf der grünen Wiese ist meiner Meinung ein Geburtsfehler der nicht mehr gut zu machen ist, ein Fundamentalfehler für nachhaltiges Bauen.

Es macht keinen Sinn denjenigen zu fördern der ohnehin das Geld hat, man muss denjenigen der nicht nachhaltig baut bestrafen. Die politischen Rahmenbedingungen müssen so sein, dass eben nicht nachhaltige Gebäude bestraft werden; wenn die Erhaltungskosten (Heizung/Kühlung/Fassade) extrem steigen, werden irgendwann die Nutzer des Gebäudes nur mehr die Gebäude kaufen/mieten die nachhaltig gebaut oder geplant sind. Der Anfangs-Investor hat nie Interesse daran nachhaltig zu bauen, außer er findet nur Abnehmer WENN er nachhaltig baut.

Es muss klargestellt werden, dass ein in der Errichtung und im Lebenszyklus nachhaltig gebautes Gebäude mehr Spaß macht. So ein Gebäude ist behaglicher, komfortabler, es verursacht weniger Wartungskosten im Laufe des Betriebes und meines Erachtens kann es auch großzügiger sein.

Wien-Süd: Gemeinnützige Bau-/Wohnungsgenossenschaft
DI Walter Koch (Obmann Stellvertreter)
Walter Koch

Nachhaltiges Bauen verringert meist die langfristigen Kosten zu Lasten der Errichtungskosten. Um erfolgreich zu sein, muss die Akzeptanz des Projektes bei künftigen Bewohnern bei der Kauf/Mietentscheidung trotz der höheren Anschaffungskosten erreicht werden.

Aus unserer Sicht umfasst Nachhaltigkeit nicht nur die Nachhaltigkeit des Materialkreislaufs bzw. Energiekreislaufs sondern auch den Bereich der sozialen Nachhaltigkeit. Es muss gelingen, Projektkonzeptionen zu entwickeln, wo Nachhaltigkeit und höhere Lebensqualität sich verbinden und bedingen. Über die Vorteile bei den laufenden Kosten hinausgehend muss nachhaltiges Bauen auch eine "Qualitätsrendite" in Form höherer Zufriedenheit der Bewohner umfassen.

Aus finanzwirtschaftlicher Sicht kann nur mit finanziellen Maßnahmen unterstützt werden (Förderung, Energiekosten etc.). Die Finanzwirtschaft stößt bei Unterstützung der Nachhaltigkeit an ihre Grenzen, da per Definition eben nur monetäre Aspekte in eine Betrachtung einbezogen werden. Aspekte wie Zufriedenheit, günstigere Voraussetzungen für künftige Generationen, Glück etc. sind vollständig ausgeklammert. Ansätze wie Wohlstand/Zufriedenheitsmessung und damit die Erweiterung der gewohnten Wirtschaftlichkeitsberechung sind diesbezüglich ein interessanter Ansatz. Der Weg zur Umsetzung eines solchen erweiterten Wertesystems ist nicht nur eine Herausforderung des nachhaltigen Bauens sondern berührt die gesellschaftlichen Kernfrage unserer Zeit. Derzeitige Fördersysteme sind noch zu Ökologie-lastig.

DI Kaufmann ZT GmbH
Univ.Prof. DI Hermann Kaufmann
Hermann Kaufmann

Neben der Überzeugungsarbeit, die beim Bauherrn und den Investoren geleistet werden muss, um die notwendigen Mehrinvestitionen für nachhaltiges Bauen zu tätigen, liegt auch eine besondere Herausforderung in der Umsetzung, insbesondere in der Qualitätssicherung der Bauausführung. Gerade bei energieoptimierten Bauweisen, wo es auf die besondere Qualität der Gebäudehülle ankommt, ist hohe Präzision und Ausführungsgenauigkeit gefordert. Das fängt an bei der Wärmebrückenfreiheit und geht hin bis zur perfekten Winddichtheit und Luftdichtheit, die zudem dauerhaft ausgeführt werden müssen.

Das Thema Nachhaltigkeit bewirkt in der Bauausführung oft das Verlassen von eingeschlagenen gewohnten Pfaden. Ausführende aber auch Lieferanten müssen oft mühsam von der Sinnhaftigkeit alternativer Baustoffe überzeugt werden und oft sind ungewohnte Produkte dementsprechend überteuert.

Der wahre Motor für nachhaltiges und energiesparendes Bauen ist der steigende Energiepreis sowie die in einzelnen Regionen auftretende Baulandverknappung. Zu bemerken ist eine verstärkte Nachfrage nach Niedrigenergie- und Passivhauskonzepten. Förderungen solcher Projekte können zwar den Weg für Prototypen ebnen und Anreize schaffen, werden aber den Trend nicht auf Dauer garantieren können.

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