Bibliothek der Ökologie

Rezension

Kußtatscher, Jutta: Tunnelblick: der Brennerbasistunnel; Rez.; Innsbruck: SudienVerlag, 2008. - 360 S. - ISBN 978-3-7065-4499-3; Standort/Signatur: ÖI: B13.333

Günter Dinhobl schreibt:

Großbauvorhaben wie jene von Eisenbahninfrastrukturen werden höchst kontrovers wahrgenommen und diskutiert: so auch der Brennerbasistunnel, der BBT, welcher mit etwa 56 Kilometern Länge die Alpen zwischen Österreich und Italien unterfahren soll. Mit der Publikation "Tunnelblick" versucht die Herausgeberin Jutta Kußtatscher, den am Thema interessierten Personen eine Erweiterung des Horizonts zu ermöglichen. In acht Abschnitten finden sich 43 Beiträge - von Bürgermeistern und Betroffenen, von Politikern und Technikern, von Menschen von nord- und südseitig des Brennerpasses. Der Bogen der Kapitel spannt sich von der "Nahaufnahme" - der Vorstellung des Tunnelprojektes - über "Verkehr planen" und "Europa und Politik" hin zu "Wirtschaft mahnt", gefolgt von "Transport" und "Schweizer Perspektiven" hin zu "Umwelt und Technik" und "Grundsatzfragen". Um einen Tunnelblick zu vermeiden, wurde Wert auf Ausgewogenheit gelegt - und so finden sich in jedem Abschnitt sowohl Befürworter als auch Gegner gleichermaßen vertreten. Es ist auffallend, dass viel über den erforderlichen ordnungspolitischen Rahmen für die Vermeidung des Verkehrs generell oder zumindest für die Verlagerung des Güterverkehres von der Strasse auf die Schiene reflektiert wird. Mit derartigen auch kurzfristig umzusetzenden Maßnahmen, so die Tunnelgegner, könne der milliardenteure Bau vermieden werden. Dem entgegen halten die Tunnelbefürworter die Einbindung in internationale Verkehrsnetze und die stetigen Verkehrssteigerungen. Leider nur wenig herausgestrichen wird, dass der Fertigstellungstermin (frühestens) in 15 Jahren, nichts anderes bedeutet als immens lange Vorlaufzeiten von einer derartigen Eisenbahninfrastruktur - Zeitdimensionen weit jenseits von Legislaturperioden von Politikern. Und in diesem Sinn ist es auch verständlich, dass angesichts der 140 Jahre alten Brennerbahn niemand die Frage stellt: wird in 140 Jahren im Jahr 2149 die Brennerbahn (und ein BBT?) genügend Kapazitäten für den Personen- und Güterverkehr bereitstellen? Abgesehen von einer derartigen Voraussicht steht der "Tunnelblick" grundsätzlich doch für eine Erweiterung des Horizontes - auch wenn es kein Rundumblick ist, so doch ein allererster Einblick ins Thema (Günter Dinhobl).