Bibliothek der Ökologie

Rezension

Pollmer, Udo: Food-Design - Panschen erlaubt: wie unsere Nahrung ihre Unschuld verliert / Niehaus, Monika; Rez.; Stuttgart: Hirzel, 2007. - 247 S. - ISBN 978-3-7776-1447-2; Standort/Signatur: ÖI: B09.256

Gabriele Mraz schreibt:

Thema dieses Buches sind technologische Verfahren und Zusatzstoffe, die zur Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt werden. Heutzutage finden bereits über 7500 Zusatzstoffe Verwendung, ob dies alles nötig ist stellen die AutorInnen in Frage. Interessant und vielen KonsumentInnen sicher nicht bekannt sind die vielen lebensmitteltechnologischen Fakten, etwa wie die Zutaten von Instantsuppen hergestellt werden. Dies wird bis hin in die kleinsten Details vorgestellt, etwa wie die Industrie es schafft, dass die Fettaugen auf der fertig angerührten Packerlsuppe das perfekte Aussehen und die von der Industrie gewünschten Eigenschaften haben. Die AutorInnen werfen jedoch auch kritische Blicke auf die eingefahrenen Muster der KonsumentInnen. Zitiert wird z.B. eine Untersuchung, in der Testpersonen ungefärbtes Coca Cola vorgesetzt wurde. Der Großteil erkannte das Getränk nicht, obwohl es genauso schmeckte wie gefärbtes Cola. Manipulationen der menschlichen Sinne und Psyche werden vorgestellt, etwa anhand eines Chipspackerls. Welche Aromastoffe beim Öffnen verströmen, welche Kaugeräusche die Chips machen, und vor allem wie die EsserInnen bei der Stange gehalten werden können damit sie die Chips bis zum letzten Brösel aufessen, das wird genauestens dargelegt. Beschrieben wird auch der Einsatz von Bio- und Gentechnologien, die unaufhaltsamen Einzug in die Lebensmittelproduktion halten, z.B. über die gentechnisch hergestellte Enzyme, die in vielen Lebensmittelgruppen Verwendung finden. Die AutorInnen geben auch in zwei eigenen Kapiteln Auskunft über Allergien und Toxikologie. Das Buch ist eine gut zu lesende Mischung aus etlichen schon lange bekannten Phänomenen wie dem China-Restaurant-Syndrom (das sich durch den Zusatzstoff Glutamat einstellen kann, der in der chinesischen Küche häufig Verwendung findet), und bislang nicht öffentlich diskutierten lebensmitteltechnologischen Praktiken. Wer das ganze Buch liest, muss sich schon anstrengen nicht den Appetit zu verlieren. Viele Verfahren und Zusatzstoffe der Lebensmittelindustrie verleiten nicht gerade dazu, dass man derart hergestellte Produkte gerne jederzeit essen würde. Wem zu sehr graust, die/der kann sich an die Alternativen halten, die die AutorInnen ebenfalls stellenweise erwähnen, meist Produkte aus biologischer Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Wobei dazu gesagt werden muss, dass auch Bioprodukte durchaus Zusatzstoffe enthalten dürfen, wenngleich diese Liste im Vergleich zum konventionellen Lebensmittelmarkt doch stark eingeschränkt ist.