Presse-Aussendung vom 28.09.2005

Atommüll: 50 europäische NGO gegen gefährliche Pläne der IAEO

Anti-Atom-Organisationen treten gemeinsam gegen Atommüllagerung in Sibirien auf

(Wien, Brüssel 29. 09. 2005) Die UNO Atomorganisation IAEO (Internationale Atomenergieorganisation) und die EU bereiten eine "neue Lösung" für die Endlagerung des hochradioaktiven Atommülls vor, der derzeit in den Atomkraftwerken und anderswo wischengelagert ist. Beide wollen die Lösung der Aommüllproblematik durch multilaterale Endlagerstätten lösen - eine deutliche Abkehr vom bisherigen Prinzip, wonach jedes Land seinen Atommüll selbst entsorgen soll. Der einzige realistische Standort ist in Sibirien.

Nuclear Waste Watch - eine internationale Plattform atomkritischer Organisationen (www.nuclear-waste-watch.org), die vom österreichischen Ökologie-Institut koordiniert wird, und Friends of the Earth warnten bei einer Pressekonferenz in Wien vor den enormen Risiken für die Umwelt und die Gefahr der Verbreitung von Nuklearmaterial, die durch die zahlreichen internationalen Transporte von hoch radioaktivem Material entstehen. 50 NGO haben sich einer Resolution gegen diese Pläne - den Export von Atommüll aus dem Ursprungsland - angeschlossen. Für Tausende Tonnen abgebrannter Brennstäbe, die weltweit anfallen, gibt es keine Endlager. Die Hoffnung der Atomindustrie wieder Aufwind zu gewinnen ist aber direkt von der Lösung der Atommüll-Problematik abhängig.

Antonia Wenisch vom Österreichischen Ökologie-Institut: "Nicht nur die IAEO befasst sich ernsthaft mit etwas, das wir als "Option Sibirien" bezeichnen. Auch das EURATOM - Projekt SAPPIER untersucht Optionen für gemeinsame Endlager. Allerdings haben bisher nur die russischen Behörden konkrete Angebote zum Import, zur Wiederaufbereitung und Lagerung von ausländischen abgebrannten Brennstäben gemacht. Es ist absurd anzunehmen, dass der Transport durch ganz Europa nach Sibirien ein Beitrag zur Nichtverbreitung von spaltbarem Material wäre. Ganz im Gegenteil: Experten sind sich darin einig, dass erhöhter Transport von Nuklearmaterial in Wirklichkeit das Risiko von Diebstahl und Terrorattacken erhöht. Und die Annahme, dass ein anderes Land außer Russland sich bereit erklären würde abgebrannten Brennstoff zu importieren und zu lagern, ist vollkommen unrealistisch." schließt Wenisch.

Petr Holub, Energiekampaigner, Hnutí Duha - FoE CR dazu: " Die Pläne für ein internationales Atommülllager in Russland sind ein zynischer Versuch das größte Problem der Nuklearindustrie auf Kosten der Gesundheit der russischen Bevölkerung zu lösen. Für die tschechische Nuklearindustrie bekäme natürlich ein Traum Realität: zurück zum alten sowjetischen Modell: der abgebrannte Nuklearbrennstoff wird aus den tschechischen Atomkraftwerken nach Russland geschickt. Der Versuch, in der Tschechischen Republik ein eigenes Endlager einzurichten sind bisher am starkem Widerstand der Bevölkerung gescheitert, die an den möglichen Standorten lebt. Wir hoffen, dass die Europäische Union die Option Sibirien nicht unter-stützen wird."

Silva Herrmann, GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Europe: "Die Resolution von 50 NGO's ist ein sehr deutliches Signal. FOEE und Nuclear Waste Watch werden die Resolution Parlamentsabgeordneten und Regierungen in der EU übergeben und sie auffordern, das alte Versprechen einzuhalten, wonach Atommüll nicht einfach in ein ärmeres Land mit geringerem Widerstand der Bürger exportiert wird. Wir stellen uns gegen jeden Versuch der Atomindustrie, den Ausbau der Atomkraft in Europa nach Jahren der Stagnation wieder voranzutreiben. FOE-Gruppen in mehreren Ländern bereiten daher verstärkte Anti - Atom - Aktivitäten für 2006 und 2007 vor, denn 2006 jährt sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 20sten Mal und 2007 wird der EURATOM-Vertrag 50 Jahre alt. Unser Ziel ist es, in Europa endlich die Abschaffung des Atomfördervertrages EURATOM zu erreichen."

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