Presse-Aussendung vom 17.11.2004

Erfolgreich Sanieren mit Bewohnereinbindung

Leitfaden für Bauträger und Hausverwaltungen

(Wien, 17. November 2004)Der Salzburger Landesrat Walter Bachfellner, Dr. Michael Paula vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und DI Georg Tappeiner vom Österreichischen Ökologie-Institut präsentierten heute bei einer Pressekonferenz in Salzburg den soeben erschienenen Leitfaden "Erfolgreich Sanieren mit Bewohnereinbindung". Diese umfassende Broschüre gibt Bauträgern und Hausverwaltungen Anleitungen dafür, wie Bewohnerinnen und Bewohner bei der Sanierung von Wohnbauten eingebunden werden können.

Die Sanierung von Altbauten ist ein wichtiges Investitionsfeld der Wohnungswirtschaft und im Lebenszyklus eines Wohngebäudes mehrmals unumgänglich. Wenn Wohnhausanlagen saniert beziehungsweise modernisiert werden, sind die Hausbewohner unmit-telbar davon betroffen. Soll die Sanierung erfolgreich sein, so müssen sich daher Bauträger und Hausverwaltungen auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern auseinandersetzen. "Die richtige Sanierung soll ein Wohngebäude wieder auf zeitgemäßen Standard für die gegenwärtigen und zu-künftigen Bewohnerinnen und Bewohner bringen, sie soll auch von ihnen auch akzeptiert sein. Sie kennen die Wohnanlage am besten. Sie zu informieren und aktiv einzubeziehen ist der Schlüssel für eine nachhaltige und gelungene Sanierung" so Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner heute bei der bei der Pressekonferenz in Salzburg.

Der Leitfaden wurde vom Land Salzburg gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, In-novation und Technologie im Rahmen der Programmlinie "Haus der Zukunft" des Forschungs- und Entwicklungsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften" finanziert. Für die inhaltliche Bearbeitung und Produktion war das Österreichische Ökologie-Institut verantwortlich. "Altbausanierung ist Arbeit am lebenden Organismus", erläutert Georg Tappeiner vom Österreichischen Ökologie-Institut. "Wir möchten mit diesem Leitfaden bei Bauträgern und Hausverwaltungen das Bewusstsein dafür stär-ken, dass die Einbindung von Bewohnerinnen und Bewohnern im Rahmen eines Sanierungsvorha-bens professionell gemanagt werden muss. Damit werden die besten Grundlagen dafür geschaf-fen, die Sanierung hinsichtlich Bautechnik, Kosten, Zeit und Kundenzufriedenheit zu optimieren."

Sanierung bei Bewohnern oft umstritten

Es ist bekannt, dass bauliche Veränderungen in Wohnbauten oder einer Wohnhausanlage, auch wenn sie objektiv betrachtet eine Verbesserung darstellen, nicht immer auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Angst vor höheren Wohnkosten, vor Lärm- und Schmutzbelastung während des Bauge-schehens, das Fehlen einer kompetenten Kontaktperson, schlampige Bauausführung, Baustill-stand und die Beschneidung von Miet- bzw. Nutzungsrechten sind häufig anzutreffen und können Sanierungsmaßnahmen erheblich behindern. Eine gute Sanierung wird im Rahmen einer optimalen Vorbereitung daher die Bewohnerinnen und Bewohner rechtzeitig einbeziehen und auf diese häufig anzutreffenden Ängste eingehen. Blachfellner wies auch auf die besondere Wichtigkeit der energe-tischen Sanierung und Verbesserung von Wohngebäuden hin. Neben einer Einsparung von Ener-giekosten und Steigerung des Wohnkomforts für die Bewohnerinnen unbd Bewohner werde damit auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung von Umweltzielen erreicht. In Salzburg gibt es bereits mehrere Beispiele von Sanierungen mit Bewohnereinbidnung. In den nächsten zwei Jahren wird die GSWB Großsanierungen von Bewohnersiedlungen mithilfe der Bewohnerbeteiligung in Rad-stadt, Zell am See und Saalfelden beginnen.

Was liefert der Leitfaden?

Anhand mehrerer realisierter Wohnbausanierungen in Salzburg, Linz, Bischofshofen und Berlin wurden die Grundvoraussetzungen für nachhaltige Sanierungsplanung und erfolgreiche Beteili-gungsmodelle analysiert. Im Leitfaden werden diese Erfahrungen praxistauglich aufbereitet. Aufge-zeigt wird, wie Bewohnereinbindung von der Projektentwicklung, Planung bis zur baulichen Umset-zungsphase effizient und erfolgreich durchgeführt werden kann. Es werden Grundlagen und prakti-sche Tools für die Beteiligung sowie Checklisten bereitgestellt. Erfahrungsberichte von Experten aus der Bauwirtschaft ergänzen das Informationsangebot. "Mit dem Leitfaden soll eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudebestandes möglich werden. Nachhaltig bedeutet nämlich nicht nur, dass diese wirtschaftlich und ökologisch effizient ist, sondern sie muss auch sozial verträglich sein." so der zuständige Abteilungsleiter DI Michael Paula aus dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.

Der Leitfaden richtet sich vorrangig an Bauträger und Hausverwaltungen, aber auch Berater und Prozessbegleiter. Der inhaltliche Fokus liegt bei der Bewohnereinbindung im Bereich des großvo-lumigen Mietwohnungsbaus. Eine Vielzahl der Themen im Leitfaden sind freilich auch für den Ei-gentums-Wohnsektor zutreffend. Für Bewohnerservicestellen, Bewohnervertreter, Bauausführen-de, aber auch für Stadtplanungsämter und Förderstellen bietet der Leitfaden einen aufschlussrei-chen Einblick in die Projektentwicklung und Umsetzung von Sanierungsvorhaben.

Der Leitfaden ist entsprechend der Phasen eines Sanierungsprojektes gegliedert, ergänzt um ei-nen abschließenden Serviceteil.

Phase 1: Projektentwicklung
Der erste Abschnitt befasst sich mit jenen Grundlagen und Entscheidungen, die von den Sanie-rungsverantwortlichen vor dem Beginn der Bewohnereinbindung erarbeitet werden müssen. In die-ser Phase werden erfolgsentscheidende Rahmenbedingungen für das gesamte Sanierungsvorha-ben geschaffen. Entsprechend breiter Raum wird der Projektentwicklung im Leitfaden gewidmet.

Phase 2: Bewohnereinbindung und Planungsabschluss
Im Mittelpunkt des zweiten Abschnittes steht die eigentliche Phase der Bewohnereinbindung. Dar-gestellt werden Verfahrenselemente und Methoden, die zu einem optimierten Sanierungskonzept führen sollen.

Phase 3: Projektumsetzung
Der dritte Abschnitt betrachtet das Umsetzungsmanagement sowie die Bewohnerbetreuung im Zuge der baulichen Realisierung des Sanierungsprojektes.

Serviceteil
Ein umfassender Serviceteil enthält Datenblätter zu den Fallbeispielen, Kontaktadressen, Literatur und Links.

Was bringt Bewohnereinbindung?

Die Vorteile der Bewohnereinbindung sind vielfältig:
Kosten- und Zeitersparnis durch die Vermeidung möglicher Konflikte
Prestigegewinn des Unternehmens am Wohnungsmarkt
Stärkung der Hausgemeinschaft und Verbesserung der Dialogkultur.
Kenntnis des individuellen Nutzens von Sanierungsmaßnahmen und Akzeptanz der damit ver-bundenen erhöhten Mietbelastungen

BIBLIOGRAPHISCHE DATEN

ERFOLGREICH SANIEREN MIT BEWOHNEREINBINDUNG
LEITFADEN FÜR BAUTRÄGER UND HAUSVERWALTUNGEN
Medieninhaber und Herausgeber
Österreichisches Ökologie-Institut
für angewandte Umweltforschung
A-1070 Wien, Seidengasse 13
www.ecology.at
Für den Inhalt verantwortlich
DI Georg Tappeiner (Projektleitung)
tappeiner@ecology.at
Der Leitfaden wurde im Rahmen der Programmlinie » Haus der Zukunft« des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie sowie der Wohnbauforschung Salzburg finanziert. Weitere Informationen zur Programmlinie »Haus der Zukunft« und dem Gesamtprogramm »Nachhaltig Wirtschaften« sind auf www.hausderzukunft.at erhältlich.

Die Erstellung des Leitfadens erfolgte mit freundlicher Unterstützung durch die BUWOG sowie in Abstimmung mit dem Forschungsvorhaben »Gesamtheitliche Sanierung zusammenhängender Siedlungsstrukturen« (Wohnbauforschungsprojekt des Landes Salzburg 2002 - 2004); Projektko-ordination: Ing. Inge Straßl, SIR (Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen)