Presse-Aussendung vom 25.03.2004
STROH ALS DÄMMSTOFF BESTENS GEEIGNET
Enwicklung eines Verfahrens für den vorgefertigten Holzbau.
(Wien, 25. 03. 2004) Stroh wird schon seit langem als Baustoff verwendet, zum Beispiel als Wandbildner oder als Dämmstoff. Erstmals wurde nun im Rahmen eines Forschungsprojektes im Rahmen der "Fabrik der Zukunft" - einer Initiative des BMVIT ein Verfahren entwickelt, dass Stroh speziell für vorgefertigte Wand- und Dachbauteile einsetzbar macht. An vier Pilotprojekten wurde praktisch vorgeführt, wie die Anwendung erfolgen kann. Mag. Heidi Adensam vom Österreichischen Ökologie-Institut: "Stroh ist nicht nur ein kostengünstiger, regional verfügbarer und ökologisch sinnvoller Baustoff, sondern erfüllt auch die wesentlichen Erfordernisse eines Dämmstoffes". Aufgrund seiner guten Wärmedämmeigenschaften kann Stroh sogar im Passivhaus eingesetzt werden. Die Strohballen werden bei der entwickelten Vorgehensweise bereits in der Zimmerei in die Wandteile gefüllt und die vorgefertigten Bauteile auf der Baustelle zusammen gesetzt. Der Aufwand für den Einbau bei der vorgefertigten Bauweise ist mit konventionellen Dämmstoffen vergleichbar.
Bisher kritisch beurteilt wurde Stroh hinsichtlich Schimmelbildung, Brandverhalten und seine Setzung im Bauteil. Diese kritischen Punkte konnten in Projekt relativiert werden:
- Schimmelbildung ist - so die Bewertung des Instituts für Baubiologie und Ökologie - bei der verwendeten und untersuchten Konstruktion nachweislich nicht gegeben.
- Das Brandverhalten und die Setzung im Bauteil ist mit anderen Dämmstoffen vergleichbar
Pilotprojekte mit Stroh
In dem Forschungsprojekt wurden nach diesem Verfahren vier unterschiedliche Bauvorhaben, zwei Neubauten und zwei Althaussanierungen mit Stroh gedämmt. Eine Serienwand mit Strohballen wurde für die Außenwände und Dachelemente in einem Passivhaus-Neubau in Perchtoldsdorf entwickelt und eingesetzt, die gesamte Fassade und das Flachdach wird in einem Einfamilienhaus-Neubau in Thal bei Graz mit Strohballen ausgestattet. Beim Anbau in einem bestehenden Einfamilienhaus in Wien Oberlaa ist die Südostwand als Fertigteilwand mit Strohdämmung realisiert. In Nestelbach bei Graz wird bei der Sanierung eines Hauses der gesamte Dachstuhl und die Fassade des Altbaus mit Strohballen gedämmt.
Qualitätskriterien und Zertifizierung
Die für eine europäische technische Zulassung notwendigen Erstprüfungen der Stroh-Kleinballendämmung wurde vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) im November 2003 abgeschlossen. Bis zur endgültigen Zertifizierung können Stroh-ballen direkt vom Landwirt - am besten aus der Nähe bezogen werden. Zu beachten ist dabei, dass die Qualität der Strohballen hinsichtlich Feuchtigkeit, Größe und Dichte den angegebenen Werten (siehe Kasten) entsprechen (Für Fragen stehen die ExpertInnen des Projekt-teams gerne zur Verfügung - Kontakt siehe unten)
- Größe der Strohballen: Länge: 60 bis 90 cm, Breite: 46 bis 50 cm, Höhe: 36 bis 40 cm
- Rohdichte: Obere und untere Grenze: 80 kg/m3 bis 90 kg/m3
- Feuchtegehalt des Strohs: < 15 %
- Unkrautbesatz: < 0,5 gew. %
- Restkornanteil: < 0,4 gew. %
Dämmstoffqualität von Stroh
- Wärmeleitfähigkeit: D (23/50) = 0.046 W/mK
- Brandverhalten: B2
- Strömungswiderstand: 0.43 kPa s/m2
- Wasseraufnahme: 5 kg/m2
- Setzung im Bauteil: maximal 2,3 Prozent
- Resistenz gegen biologische Einwirkungen: Klasse 3
An der Entwicklung war ein interdisziplinäres Team unter der Leitung des Österreichischen Ökologie-Instituts beteiligt: Mitarbeiter der Firmen Agrar Plus, Holzbau Unfried (ehemaliger Mitarbeiter der Firma Fertighaus Johann Buhl Bauunternehmung Gesellschaft mbH), Erwin Schwarzmüller Consults, Haus der Baubiologie.
Ein weiterführendes Forschungsprojekt zur Markteinführung wurde beim BMVIT eingereicht und wartete auf Firmen, die sich daran beteiligen wollen. Adensam: "Wir suchen Firmen, die an einer Zertifizierung des Strohballendämmstoffes interessiert sind und exklusiv das zertifizierte Produkt vertreiben können"