Presse-Aussendung vom 05.06.2003
GRENZNAHES DEUTSCHES AKW NICHT SICHER VOR FLUGZEUGTERROR
Neue Studie über die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke bei Flugzeugabstürzen unter Verschluss.
Deutsche Atomkraftwerke sind nicht sicher vor Terroranschlägen und Flugzeugabstürzen mit Großflugzeugen, warnt das Ökologie-Institut und weist insbesondere auf das bei München liegende Kraftwerk ISAR 1 hin, das noch dazu nicht weit vom Flughafen München entfernt liegt. Umso kritikwürdiger ist es, so die Atom-ExpertInnen, dass die Sicherheitsstudie der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) noch immer unter Verschluss gehalten wird.
Seit dem 11. September 2001 werden weltweit Atomkraftwerke auf ihren Schutz vor Terroranschlägen untersucht. Bei all diesen Untersuchungen gilt der Flugzeugabsturz als Maßstab dafür, wie viel zerstörerische Gewalt von Außen ein Bauwerk aushält. Die Bilanz ist ernüchternd. Dem Aufprall eines Geschosses oder Triebwerk eines Flugzeugs halten viele - ältere - AKW nur bei geringer Geschwindigkeit stand und selbst die besser gerüsteten neueren AKWs wären bei einem Absturz großer, schneller Flugzeuge gefährdet. Während die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen, wie beispielsweise die Schweizer Studie, bereits veröffentlicht wurden, wird die deutsche Untersuchung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) über die Risiken von Flugzeugabstürzen unter Verschluss gehalten. "Verständlich," meint Antonia Wenisch, Atomexpertin des Österreichischen Ökologie-Institut, "weil keines der deutschen AKWs einen Anschlag mit einem Großflugzeug wie einer Boeing überstehen würde." Die zehn zuletzt gebauten deutschen AKWs sind so gesichert, dass sie maximal den Absturz eines Militärflugzeugs standhalten könnten, die ältesten deutschen Anlagen sind überhaupt nur für den Aufprall von Sportflugzeugen gewappnet. Für Österreich stellt von allen deutschen AKWs das grenznahe Atomkraftwerk Isar 1 die größte Gefahr dar. Dies umso mehr, da sich eine Übungsstrecke für Kampfjets in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk befindet, wo bei Nacht Tiefflug trainiert wird. Die kürzeste Entfernung zum AKW beträgt vier Kilometer.
Dem nicht genug: 46 km vom AKW Isar entfernt, befindet sich außerdem der Flughafen München. Eine Abflugroute und eine Warteschleife führen zahlreiche Flugzeuge direkt in die Nähe des AKWs, wo ein Funkfeuer zur Orientierung dient. Durch den Ausbau des Flughafens und den damit steigenden Flugverkehr nimmt auch dieses Gefahrenpotential zu. "Es sind also nicht nur Terroranschläge die eine Gefahr darstellen, sondern auch der zunehmende Flugverkehr erhöht das Risiko." so Antonia Wenisch. Das Österreichische Ökologie-Institut fordert daher die Offenlegung der Ergebnisse der GRS-Studie und die Durchführung entsprechender Maßnahmen zur Reduktion des Risikos: das können Flugverbotszonen ebenso sein, wie bauliche Maßnahmen zur Erhöhung des Widerstandsfähigkeit der AKW-Gebäude bis hin zur Stilllegung der Anlagen. "Am sichersten allerdings", so Wenisch, "ist natürlich der Totalausstieg aus der Atomenergie". Die Atom-Expertin empfiehlt jedem das Greenpeace Volksbegehren, das vom 10. 06 - 17.06.2003 läuft, zu unterschreiben.