Presse-Aussendung vom 28.11.2001
Raus aus der nuklearen Sackgasse!
Stellungnahme des Ökologie-Instituts zur Temelin-Debatte
Zur politischen Debatte rund um das AKW Temelin möchten wir folgende Punkte festhalten:
1) Das Ökologie-Institut spricht sich seit 15 Jahren gegen die zivile und militärische Nutzung der Atomenergie aus. Die Lagerung des Atommülls, die Umweltbelastung durch den Uranabbau und die Gefährdung der Bevölkerung durch mögliche Unfälle sind Probleme, für die es bislang keine Lösung gibt. Das Ökologie-Institut fordert daher den Ausstieg aus der Kernenergie und den Umstieg auf erneuerbare Energieträger.
2) In der Diskussion um das AKW Temelin ist das Thema Sicherheit dominierend. Festzuhalten ist jedoch, dass es rund um Österreich einige Atomkraftwerke gibt, die schlechtere Sicherheitsstandards als Temelin aufweisen. Unlängst hat die Slowakei angekündigt, den Betrieb des AKWs Bohunice (Block 1) nun doch nicht bis 2006 einzustellen zu wollen, obwohl dies mit der EU vereinbart war. Unverständlicherweise ist jegliche Reaktion von Seiten der österreichischen Politik ausgeblieben.
3) Bezogen auf die Sicherheit einzelner AKWs wird in der aktuellen Debatte häufig ein Ost-Westgefälle vorausgesetzt. Ein qualitativer Vergleich des Ökologie-Instituts zeigt indes, dass deutsche, britische oder Schweizer AKWs zum Teil schlechtere Sicherheitsstandards aufweisen als AKWs in Osteuropa. Alte AKWs wie Biblis-A (Deutschland) oder Mühleberg (Schweiz) sind gemäß unserem Vergleich gefährlicher als Temelin.
4) Die aktuelle Verknüpfung der politischen Proteste mit einer Veto-Drohung halten wir für fehlgeleitet. Dadurch wird nur das Verhältnis zwischen Österreich und Tschechien belastet, was sich angesichts der engen Nachbarschaft nur negativ auswirken kann. Ein Weg aus dieser Sackgasse könnte die Wiederbelebung der Idee eines atomkraftfreien Mitteleuropas sein. Österreich könnte mit dieser Forderung viele Verbündete in Europa gewinnen. Bislang wurde es jedoch verabsäumt, sich für eine grundlegende Änderung des EURATOM-Vertrags (Abkehr von der Förderung der Atomenergie) einzusetzen, um in weiterer Folge eine gemeinsame europäische Klimaschutzstrategie voran zu treiben.
Eine im Dezember 2001 aktualisierte Zusammenfassung des angesprochenen qualitativen Vergleichs inkl. einer Rangliste mit allen europäischen AKWs steht zum Download bereit (siehe unten). Weiters ein Artikel über die Pressereaktionen nach Veröffentlichung der Studie.