Bibliothek der Ökologie

Rezension

Materialeffizienz: Potenziale bewerten, Innovationen fördern, Beschäftigung sichern / Liedtke, Christa (Hrsg.); Busch, Timo (Hrsg.); Rez.; München: oekom, 2005. - 269 S. - ISBN 3-936581-81-9; Standort/Signatur: ÖI: C16.622

Christian Pladerer schreibt:

Das Buch basiert auf einer Idee der "Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt" und des Club of Wuppertal. Dabei wurde ein bedarfsorientiertes Bewertungssystem für die Ökoeffizienz entwickelt. Materialkosten sind für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft von ebenso zentraler Bedeutung wie Lohnkosten. Mit geeigneten Technologien und Managementmethoden lassen sich Materialkosten bei der Produktion noch deutlicher reduzieren. Die betriebliche Praxis zeigt jedoch, dass dieses Potenzial nicht genügend genutzt wird. Von der weitgehenden Umsetzung der Materialeffizienz in der Wirtschaft und im öffentlichen Beschaffungswesen sind wir noch weit entfernt. Im Sinne der Sparsamkeit und der Ressourcenschonung werden viele Unternehmen aber auch die öffentliche Hand angehalten Materialkosten zu reduzieren. Das Buch gibt dazu einen Einblick in die Praxis und zeigt deutlich, dass es viele gute Beispiele zu einer möglichen Realisierung einer Materialeffizienz gibt. Ökoeffizienz bedeutet mehr Werte schaffen, bei gleichzeitiger Einsparung von Ressourcen und einer Umweltentlastung. Je weniger Ressourcen für die gleiche Leistung, den gleichen KundInnennutzen eingesetzt werden, desto weniger muss für die Materialbeschaffung, Prozessführung und Entsorgung der Abfälle gezahlt werden. Der erste Teil des Buches diskutiert ökologisch-ökonomische Effizienzsteigerungen als normative Handlungsstrategie aus verschiedenen Perspektiven des wirtschaftlichen Alltags. Es werden Konzept und Umsetzungsmöglichkeiten des Impulsprogramms Materialeffizienz der deutschen Bundesregierung, Handelsoptionen für Unternehmen und die Rolle der öffentlichen Beschaffung dargestellt. Sehr interessant ist dabei der Beitrag von Günther/ Klauke/ Scheibe, die mit einer Hemmnisanalyse der Frage nachgehen, warum in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, trotz aller Bemühungen eine umweltfreundliche Beschaffung der öffentlichen Hand eine untergeordnete Rolle spielt. Im zweiten Teil der Publikation werden empirische Erfahrungen mit Ökoeffizienz-Konzepten in Unternehmen vorgestellt. Ivo Mersiowsky von der Solvay Management Support GmbH fordert in seinem Beitrag, dass Produkte nicht nach ihren Umweltauswirkungen, sondern vorrangig an ihrem gesellschaftlichen Nutzen zu messen sind. Weiters werden die Ökoeffizienzanalyse der BASF AG und der Stakeholderdialog der Aluminiumindustrie erläutert. Michael Wiedemann stellt den "Public Value" als wesentliches Element der ganzheitlichen Bewertung von Produkten und Verfahren speziell bei einer Textilbeschichtung der BAYER AG vor. Im dritten Teil werden neue Ansätze und Konzepte für die breitere Akzeptanz und Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Material- und Energieeffizienz in Unternehmen aufgezeigt. Figge/ Hahn stellen eine Methode zur Ermittlung der nachhaltigen Wertschöpfung und der Nachhaltigkeitseffizienz von Unternehmen vor, den "Sustainable Value".Dieses Buch gibt einen ausgezeichneten Überblick der derzeitige Entwicklungen in Deutschland, und durch den sehr guten Praxisbezug, auch einen Einblick in die Potenziale der deutschen Wirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung.