Bibliothek der Ökologie

Rezension

Hanzig-Bätzing, Evelyn: Entgrenzte Welten: die Verdrängung des Menschen / Bätzing, Werner; Rez.; Zürich: Rotpunktverlag, 2005. - 496 S. - ISBN 3-85869-295-6; Standort/Signatur: ÖI: C16.613

Antonia Wenisch schreibt:

Immer wieder nehme ich mir Bücher, deren Titel mich zum lesen reizt, in den Urlaub mit. Dieses hier war für mich - als Technikerin - zwar in den psychologisch orientierten Teilen recht schwer zu lesen - als Ganzes aber doch höchst spannend. Wenn man Urlaub in den Südtiroler Bergen macht, hat man ja gleich allerhand Möglichkeiten bei der Hand die Thesen des Buches in der touristischen Umwelt zu überprüfen. Sei es die Veränderung des Raumes, die Aneignung der natürlichen Ressourcen durch die Menschen, aber ebenso, die Aneignung der Landschaft als Gebrauchsgegenstand.Das Streben nach Unmittelbarkeit der Bedürfnisbefriedigung kann man nicht nur in der Werbung, sondern an Ort und Stelle beobachten. Wo man als Urlauber gleich seltsam betrachtet wird, wenn man länger als 5 Tage am gleichen Ort bleibt oder in der örtlichen Buchhandlung nach einem Führer sucht, der über Kultur, Kulturgeschichte und die Entwicklung der Gegend Auskunft gibt. Die Angebote sind zunehmend spezialisiert auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung der Abenteuersportler aller Art (Mountainbiker, Kletterer, Wandern oder Rafting). Wenn sie dann noch im Gebirge die Augen offen halten, können Sie die Fragilität der Kulturlandschaft beobachten und erkennen wie unsere Wirtschaftsweise der Landschaft Narben zufügt. Ein Urlaub, begleitet von diesem Buch der Bätzings, liefert jede Menge Aha-Erlebnisse. Sie haben Zeit sich selbst in Ihren Beziehungen zur Natur und zur Gesellschaft zu beobachten und können über die Verdrängung des Menschlichen aus unserer Umwelt und Gesellschaft nachdenken. Das Buch wird Sie dazu Anregen das allgegenwärtige Dogma vom technischen Fortschritt zu hinterfragen und Sie werden vielleicht zur Meinung kommen, dass keinesfalls alles, was technisch machbar ist, auch gemacht werden muss, da es den Menschen letzten Endes nur zum Anhängsel an die Maschinenwelt macht. - Und vielleicht werden Sie sich entsetzt abwenden, wenn man ihnen vorschlägt Ihr Kind mit Psychopharmaka zuzudröhnen, damit es in der Schule ruhig sitzt, weil sie dank der Ausführungen dieses Buches verstanden haben, dass nicht Ihr Kind sondern diese Gesellschaft krank ist.