Wenisch, Antonia: Fünfzig Jahre Atomenergie sind genug: zum Status der Atomkraft im 21. Jahrhundert - 20 Jahre nach Tschernobyl / Prauhart, Nadia ; Die Grünen; Wien: Österreichisches Ökologie-Institut - ÖI, 2006. - 63 S; Standort/Signatur: ÖI: B22.546, ÖI: E22.546
Strahlentelex schreibt:
Im Auftrag des "Grünen Klubs" im österreichischen Parlament haben Antonia Wenisch und Nadia Prauhart vom Österreichischen Ökologie-Institut in Wien eine energiepolitische Studie zum Status der Atomkraft im 21. Jahrhundert verfaßt. Sie beleuchten darin den heute erreichten Stand der Entwicklung der Atomindustrie, analysieren deren wirtschaftliche Verknüpfungen und beantworten die Frage, wie die Atomenergie die Entwicklung erneuerbarer Energien behindert hat und behindern wird, sollte sie weiterhin gefördert werden. Die Ergebnisse ihrer Betrachtungen fassen Wenisch und Prauhart wie folgt zusammen: Atomkraftwerke werden staatlich gefördert, wenn sie gebaut werden, dann setzt das umfangreiche staatliche Garantien und Subventionen voraus. In der Studie wird die Praxis der Atomförderungspolitik in verschiedenen europäischen Ländern aufgezeigt, wie jener in Finnland, wo durch Abnahmegarantien öffentlicher Energieanbieter der freie Wettbewerb hintergangen wird oder in Bayern, wo die Atomindustrie billige Kredite erhält. Atomkraftwerke sind nicht energieeffizient, bei gleichem Einsatz von finanziellen Mitteln kann man im Vergleich zu Atomstrom zum Beispiel 20 bis 70 Prozent mehr Strom durch Windenergie bzw. das 10-fache an Strom durch Energiesparmaßnahmen erreichen. Die Organisation Euratom ist veraltet. Aufgezeigt wird die EU-Atompolitik, wie sie im Euratom-Vertrag festgelegt ist und ungebrochen die politische Haltung der 50er und 60er Jahre verkörpert. Alle Debatten um die Atomenergie, die Verquickung militärischer und ziviler Anwendungen, über Unfallrisiken oder Terrorismus scheinen spurlos an Euratom vorübergegangen. Zu sieben energiepolitischen Reformschritten fordern Wenisch und Prauhart auf: Der Euratom-Vertrag soll auslaufen bzw. gründlich reformiert werden. Für die Atomenergie soll der faire Wettbewerb gelten. Es sollen keine weiteren Subventionen in die Atomindustrie fließen. Auch Atomkraftwerks- Betreiber müssen sich der vollen Kostenwahrheit, vom Bau bis zur Atommüllagerung stellen. Die Haftungssummen der Atomkraftwerks-Betreiber sollten auf das Niveau erwartbarer Schäden eines Super-Gaus erhöht werden. Formulierungen in EU-Dokumenten wie "low carbon emission", die Atomkraftwerke über die Hintertür des "Klimaschutzes" subventionierbar machen, müssen gestrichen werden. Energieeffizienz soll gesteigert und erneuerbare Energien konsequent ausgebaut werden.