Koch, Egmont R.: Atomwaffen für Al Qaida: "Dr. No" und das Netzwerk des Terrors; Rez.; Berlin: Aufbau, 2005. - 348 S. - ISBN 3-351-02588-2; Standort/Signatur: ÖI: B22.539
Antonia Wenisch schreibt:
Die Story könnte tatsächlich auch einen Polit-Thriller abgeben, aber Egmont R. Koch hat als einer der wenigen deutschsprachigen investigativen Autoren, seinen Stoff gründlich recherchiert,sowie mit Interviews und Dokumenten belegt. Trotzdem hat das Buch nur wenige Längen und kann wie ein Thriller gelesen werden. Vieles haben wir uns ohnehin so oder zumindest so ähnlich vorgestellt, trotzdem ist es erschreckend wieviel Duldung und fallweise auch Unterstützung die Verbreitung der Atomtechnologie (Waffentechnik miteingeschlossen) durch verschiedenste Geheimdienste (im konkreten Beispiel gerade auch durch die US-amerikanischen) erfahren hat. Manche Länder (im konkreten Fall Pakistan) konnten da ungehindert ihr Atombombenprogramm durchziehen. Mit Physikern und Ingenieuren, die ausgebildet an europäischen Universitäten, gute Kontakte zu europäischen Firmen hatten. Auch die Bombenflugzeuge hätte Pakistan beinahe von den USA bekommen ... nur hatte sich inzwischen die Lage in Afganistan etwas verändert und die Taliban, hatten gerade die Unterstützung durch die USA verloren, sodass Pakistan seine Verbindungen zu den radikalen Muslimen vorgeworfen wurde. Die Interessen der Geheimdienste waren ohnehin niemals die, eine Weiterverbreitung der Atomwaffen tatsächlich zu verhindern, sie sollten wohl im wesentlichen nur dafür sorgen, dass "die Bombe" in den Händen der westlichen Verbündeten bleibt. Das Buch ziegt auf wie Pakistan durch "Dr. No" - alias Abdul Qadeer Khan zur Atombombe kam und welche dubiosen Geschäfte von ihm angebahnt wurden (mit Lybien, dem Iran, oder Nordkorea ...). Die Warnungen des einzigen Mitarbeiters der CIA, der die Nukleargeschäfte zwischen Pakistan und dem nahen Osten jahrelang beobachtet hatte, wurden von der US Regierung in den Wind geschlagen und so kann heute niemand genau sagen, wer jetzt tatsächlich über wieviele nukleare Sprengköpfe verfügt. Aus Koch's Buch lernen wir außerdem viel über die Geschäftsverbindungen von Urenco, Nukem & Co mit kleinen Schweizer und Deutschen Unternehmen, die als Lieferanten von sensiblem technischen Gerät für Pakistan auftraten, sodass am Ende Pakistan selbst , nach seinem ersten A-Bombentest - die Bombentechnologie anderen anbieten konnte. Ob nun Al Kaida tatsächlich über die Bombe verfügt, kann wohl erst recht keiner sagen. Für uns gilt aber nach wie vor: richtig sicher können wir uns erst dann fühlen, wenn wir mit der Nukleartechnik endgültig Schluss gemacht haben. Mit Atomwaffen sowieso, aber auch mit der zivilen Nutzung in Kraftwerken, weil hier der Stoff immer wieder nachgeliefert wird, aus dem die Bomben gebaut werden können.