Bibliothek der Ökologie

Rezension

OSSENA: das Unternehmen nachhaltige Ernährungskultur / Pfriem, Reinhard (Hrsg.); Raabe, Thorsten (Hrsg.); Spiller, Achim (Hrsg.); Rez.; Marburg: Metropolis, 2006. - 488 S. - ISBN 3-89518-577-9; Standort/Signatur: ÖI: B14.373

Gabriele Mraz schreibt:

"Ossena - das Unternehmen nachhaltige Ernährungskultur" ist ein Projekt, das im Rahmen des deutschen sozialökologischen Forschungsprogramms 2003 startete und 2007 abgeschlossen werden soll. Das vorliegende Buch stellt nun die Ergebnisse des Projekts vor. Ossena" ist der sizilianische Name der griechischen Göttin Athene, die laut den Herausgebern ebenso wie das Projekt "für das Gute und Schöne" steht. Nachhaltige Ernährung wird bei Ossena vor allem als kulturelles Projekt gesehen, Lebensfreude, Wohlgefühl und Gesundheit sollen mit einer veränderten Ernährung einhergehen, Ernährungsqualität mit Lebensqualität verbunden werden. Das Buch gliedert sich in drei Bereiche. Im ersten Teil geht es um kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Ernährungsversorgung und Ernährungswirtschaft. Ebenso werden Fragen der Forschungsmethodik und zugrunde liegende Theorien behandelt. Im zweiten Teil werden die Arbeiten mit verschiedenen AkteurInnen (von Seiten der AnbieterInnen und KonsumentInnen) vorgestellt. Diese Arbeiten umfassen die drei Bereiche Interpretation, Intervention und Institutionalisierung. Es wurde die landwirtschaftliche Direktvermarktung in der Region bearbeitet, ebenso wie gastronomisch-touristischen Aktivitäten (z.B. Kulinarischer Sommer). Interessant ist auch dass Schulen in der Region ins Projekt eingebunden wurden. Auch eine Untersuchung mit ausgewählten Haushalten wurde durchgeführt. Der dritte Teil des Buches widmet sich den Perspektiven eines nachhaltigen Wandels von Ernährungskulturen, wobei Regionalvermarktung einen zentralen Stellenwert einnimmt. Ziel ist durch Institutionalisierung der regionalen Ernährungsnetzwerke Ostfriesland einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das Buch ist ein wissenschaftliches Werk, das für LaiInnen aufgrund des kulturwissenschaftlichen Stils streckenweise wahrscheinlich nicht so leicht verständlich ist. Leider erschwert die nicht-geschlechtergerechte Sprache im Buch die Interpretation einzelner Ergebnisse. Wenn nur von Kunden und Landwirten geschrieben wird, ist nicht klar ob es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, die ja bekanntlich gerade im Bereich Ernährung wesentlich sind: so wird Frauen nach wie vor die Zuständigkeit für Ernährung zugeschrieben, und für die Direktvermarktung sind z.B. viele Landwirtinnen zuständig. Das Kapitel über Schule und Ernährungskultur hebt sich hier positiv ab, hier wird Bezug auf Geschlechterdifferenzen genommen. Insgesamt liefert das Buch eine Reihe interessanter Detail-Analyseergebnisse regionaler Ernährungskultur und -wirtschaft in der Region Ostfriesland. Der Ansatz Netzwerke zu institutionalisieren ist zwar nicht neu, aber immer wieder wichtig. Gerade das politische Feld Ernährung ist über weite Strecken von Nicht-Institutionalisierung geprägt, so zum Beispiel der Schulbereich, in dem gesunde Ernährung noch viel zu sehr alleine auf dem Engagement einzelner Personen aufbaut.