Bibliothek der Ökologie

Rezension

Sauberes Wien: Stadtreinigung und Abfallbseitigung seit 1945 : 60 Jahre Magistratsabteilung 48: 1946 - 2006 / Payer, Peter (Hrsg.); Rez.; Wien: Holzhausen, 2006. - 239 S. - ISBN 978-3-85493-131-7; Standort/Signatur: ÖI: B10.818

Christian Pladerer schreibt:

Dieses Buch wurde Ende 2006 im Rahmen der Feierlichkeiten der MA 48 zum 60jährigen Bestehen präsentiert. Wie schon Armin Thurnher sagt: "Eine Stadt die ihr Abfallproblem im Griff hat, hat sich selbst im Griff. Ihr wollen, ihr können, ihr müssen wir vertrauen." Auch ich bin der Meinung, dass die Abfallwirtschaft in Wien funktioniert und dafür ist den MitarbeiterInnen der MA 48 ein großes Lob auszusprechen. Wie bspw. den Müllaufleger Franz Wallinger, einer von 59.704 Wiener Gemeindebediensteten, die dafür sorgen, dass Wien funktioniert. Er meint dazu 1981 auf einem Plakat zur Bewusstseinsbildung: "Können Sie sich vorstellen, was 1,5 Millionen Wiener täglich wegschmeißen? Ich räum's weg". Das generelle Abfallproblem haben wir jedoch noch immer nicht im Griff. Jährlich steigen die Abfallmengen und natürlich auch die damit verbundenen negativen Umweltauswirkungen durch die Sammlung, Verwertung und Entsorgung der Abfälle. Das Werk "Sauberes Wien" zeigt die Etappen dieser Entwicklung zur "sauberen Stadt" vom 2. Weltkrieg bis heute nach. Der Wiener Stadthistoriker Peter Payer, bekannt durch seine Forschungen über Hygiene und urbane Sinneswahrnehmungen am Beispiel Wiens, hat es geschafft keine unkritische "Jubelbroschüre" herauszugeben, sondern ein interessantes und überzeugendes Buch über die kommunale Abfallwirtschaft im urbanen Kontext. Neben einer detaillierten Chronologie über die Entwicklungen der Dienststelle werden in zehn Kapiteln sämtliche Tätigkeitsfelder der MA 48 dargestellt. Die Texte (nicht zu technisch oder wissenschaftlich geschrieben) ermöglichen der Leserin und dem Leser Einblicke in die Probleme der Abfallentsorgung. Begleitet wird der Text mit pointierten Plakaten und Fotos. Ein gelungenes Beispiel ist die Geschichte des öffentlichen Papierkorbs, der erstmals in allen Wiener Erscheinungsformen abgebildet ist. Ein wirklich witziger Teil ist das Glossar über das Vokabular der Müllaufleger. Haben Sie gewusst, dass mit "Anserofn" die erste Müllverbrennungsanlage am Flötzersteig gemeint ist, oder ein "Draher" die Tour des vollen Müllsammelfahrzeug bis zur Entleerung ist? Die Entscheidung, das Buch von einem externen Betrachter und Wissenschaftler schreiben bzw. organisieren zu lassen, war eine Richtige. Dadurch hat die MA 48 ein sehr informatives aber auch witziges Buch über ihre Tätigkeit erhalten. Für alle an kommunalen Tätigkeiten, speziell der Abfallwirtschaft, Interessierten ist "Sauberes Wien" eine Pflichtlektüre. Aber auch als historisches Nachschlagewerk stellt dieses Buch sicher einen wertvollen Beitrag zur abfallwirtschaftlichen Literatur in Österreich dar und sollte in keiner einschlägigen Fachbibliothek fehlen. Abschließend ein großer Dank an das "Karottenballett". Lesen Sie selber nach.