Bibliothek der Ökologie

Rezension

Groll, Markus: Die 50 größten Bio-Lügen: die gängigsten Irrtümer rund um glückliche Kühe und gesunde Geschäfte / Loitzl, Gernot; Rez.; Wien: Hubert Krenn, 2007. - 150 S. - ISBN 978-3-902532-29-9; Standort/Signatur: ÖI: B09.258

Gabriele Mraz schreibt:

Das neue Buch, aus der Reihe der 50 größten Lügen zu diversen Themen wie Diäten oder Wein, beschäftigt sich mit Bio-Lebensmitteln. Einer der Autoren ist der ehemalige Bio-Kontrollor Gernot Loitzl, dessen Insiderwissen in vielen Stellen des Buches sichtbar wird. Das Motto der Autoren dieses Buches lautet "Wir lieben bio. Aber wir lassen uns nicht gerne verarschen". In ihrem Buch wollen sie die Biobranche nicht mit der konventionellen Branche vergleichen, sondern an ihren eigenen (Werbe)Maßstäben messen. Um es vorweg zu sagen: Das Urteil fällt streng aus. In 50 Kapiteln wird zerpflückt, wo "bio" für die KonsumentInnen keinen oder einen nach Meinung der Autoren zu geringen Mehrwert bringt, sei es in Lebensmittelproduktion und -handel oder in der Gastronomie, gewürzt mit kleinen Ausritten in Branchen die mit "bio" werben, aber nichts mit Lebensmittel zu tun haben, wie die Ökostrombranche. Ein problematisches Dauerthema ist sicherlich die Deklaration von Lebensmitteln, die immer wieder Anlass für Verwechslungen gibt. Angeprangert werden Unternehmen, die ihre Produkte mit "natürlich" oder "reines Naturprodukt" kennzeichnen, was jedoch nicht gleichbedeutend ist mit biologischer Produktion. Und das AMA-Gütesiegel ist auch noch immer kein Biozeichen und zeigt auch nicht die Gentechnikfreiheit des damit deklarierten Lebensmittels an, auch wenn dies im Jahr 2004 bei einer KonsumentInnenbefragung immer noch 55 % glaubten. Abgesehen von solchen Trittbrettfahrern wird jedoch hauptsächlich die Biobranche selber unter die Lupe genommen. Wenn frau zum Beispiel geglaubt hat dass in der Biobranche keine beheizten Glashäuser verwendet werden dürfen, dann hat sie sich getäuscht. Allerdings, beim genauen Lesen stellt man fest, dass die Bio-Glashausbeheizung doch einer Reihe von Einschränkungen unterliegt, die immer noch einen deutlichen Energiesparvorteil gegenüber konventionellen Glashäusern mit sich bringen. Kritisiert werden auch verarbeitete Produkte, die mit ihrer besonderen Frische werben, wie zum Beispiel die "länger frisch" Biomilch, die es seit einiger Zeit verstärkt im Supermarkt zu kaufen gibt. Die Autoren befinden dies als äußerst großzügige Interpretation des Bio-Gedankens, da durch die Art der Haltbarmachung ein hoher Vitaminverlust entsteht, der mit "Frische", wie sie bei Bioprodukten wohl meist erwartet wird, nicht mehr viel zu tun hat. Interessant sind einige Kapitel, die sich mit "bio" im Nicht-Lebensmittelbereich befassen. So ist es zum Beispiel ein weit verbreiteter Irrtum, dass Tierfutter mit Bio-Deklaration wirklich zum Großteil aus biologisch produzierten Bestandteilen bestehen muss, hier fehlen gesetzliche Bestimmungen. Insgesamt ist der Stil des Buches etwas reißerisch, wie schon der Titel vermuten lässt. Bei einigen Kapiteln weiß man nicht so recht, was jetzt die Kritik an Bio ist, die meisten liefern jedoch viele interessante Informationen, was das Buch grundsätzlich empfehlenswert macht.