Bibliothek der Ökologie

Rezension

Aicher, Florian: eigen+sinnig: der "werkraum bregenzerwald" als Modell für ein neues Handwerk / Breuß, Renate; Lüttge, Thomas (Foto); Rez.; München, 2005. - 192 S. - ISBN 3-936581-88-6; Standort/Signatur: ÖI: B08.449

Willi Sieber schreibt:

Wenn ein Buch über den "Werkraum Bregenzerwald" den Titel "eigen + sinnig" trägt, dann aus gutem Grund. Denn die Wälder - nicht jene mit den vielen Bäumen, Wälder nennen sich die Bewohner des Bregenzerwaldes (Einzahl: der Wälder) - sind von Natur aus eigensinnig, eigenwillig, eigenartig. Eigensinnig kann durchaus als stur verstanden werden. Wenn ein Wälder sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt es sich nicht einmal mehr hinaus prügeln. Er verfügt meist auch über einen eigenen Willen, den er auf eigene Art um- und durchsetzt. Na ja, und eigen im Sinn von seltsam ist er ebenfalls, dass sind die Mitglieder des "Werkraums Bregenzerwald" auch. Gerade deswegen gestaltet sich das, was sie sich ausdenken, planen und anfertigen, so sinnig wie sinnlich. "Eigen + Sinn" beschreibt auf kurzweilige, informative und präzise Art das Handwerk im Bregenzerwald anhand des Vereins "Werkraum Bregenzerwald", der über 70 innovative Betriebe als Mitglieder zählt. Tischler sind dabei, Schlosser, Zimmerleute ebenso, wie Ofenbauer, Polsterer, Maler, Goldschmiede und Schuhmacher. Eingebettet in den Kontext der Region Bregenzerwald: ihrer Geschichte, ihrer Menschen, ihrer natürlichen Umgebung. Ihr Selbstverständnis dokumentiert am besten die Geschichte des Ausstellungsgebäudes für Handwerk+Form in Andelsbuch 2003. "In Andelsbuch ist kürzlich eines der besten und interessantesten Gebäude der neueren Vorarlberger Architektur entstanden. Ohne Architekt, fast ohne Budget, in insgesamt 5 Tagen. Elementar, sachlich, dennoch mit Witz. Ein Stück Improvisation, das zum Zeitpunkt des Druckes dieser Zeitschrift vermutlich schon nicht mehr existieren wird." (Robert Fabach, in: Kultur, Nr. 9, 2003) Die Werkraum-Leute haben nämlich in Gemeinschaftsarbeit einfach ein improvisiertes Gebäude aus an- und übereinander gestapelten Bretterstößen, wie sie zu Dutzenden vor den Tischlereien des Bregenzerwaldes zum Trocknen aufgereiht stehen, errichtet. Nach Beendigung der Ausstellung wurden die Stöße per Gabelstapler und LKW wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückgeführt. Ich empfehle, das schmale und doch inhaltsreiche Buch zu lesen. Ich empfehle noch mehr, den Bregenzerwald und seinen "Werkraum" zu besuchen. Auch per Internet möglich unter www.werkraum.at