Presse-Aussendung vom 03.07.2002

Landwirtschaftsförderung in Vorarlberg

Auswertung und Empfehlungen

Förderungen sind die wichtigste Einkommensquelle für Vorarlberger Bauern - sie machen 60 Prozent des landwirtschaftlichen Einkommens aus. Die Förderungen dienen einerseits dazu, die natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Landnutzung zu sichern. Andererseits federn sie die »Härten« des EU-Markts ab, der zentralistisch reglementiert ist und nur in sehr beschränktem Ausmaß regionale Eingriffe erlaubt.

Zwischen der Landwirtschaft und dem Umweltschutz gibt es starke Überschneidungen, gerade in den laut EU-Diktion »benachteiligten Regionen«. Der Vorarlberger Naturschutzrat unterstützt prinzipiell das Instrument umweltorientierter Direktförderungen in der Landwirtschaft, sieht sich aber auch als kritische Instanz, da es sich um große Summen handelt, die sinnvoll, effizient und zielgenau einzusetzen sind. Im Jahr 2000 wurde die Vorarlberger Landwirtschaft mit rund 56 Millionen Euro gefördert. 31 Prozent dieser Summe kamen aus Mitteln der EU, 22 Prozent vom Bund und 47 Prozent vom Land Vorarlberg. Agrarumweltmaßnahmen stellten ein Drittel der Fördersumme dar.

Um einen besseren Überblick über die Vorarlberger Förderlandschaft zu erhalten, hat der Naturschutzrat dem Österreichischen Ökologie-Institut in Bregenz den Auftrag erteilt, die Landwirtschaftsförderung zu evaluieren. Der Bericht von Martin Geser liegt nun vor und beinhaltet neben den Recherchen zu den einzelnen Förderinstrumenten (EU-Marktordnungsprämien, ÖPUL, Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete etc) auch die Ergebnisse zweier Workshops, an dem Experten aus Landwirtschaft und Naturschutz teilgenommen haben.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

- Insgesamt erfolgt die Landwirtschaftsförderung in Vorarlberg auf hohem Niveau - die Umwelt nimmt eine bedeutende Stellung ein.

- In einigen Detailbereichen sind die Förderinstrumente noch zu verfeinern, um besser auf regionale Besonderheiten eingehen zu können und die ökologische Wirksamkeit zu erhöhen.

- Für alle Projekte der ländlichen Entwicklung sollen verbindliche ökologische Standards definiert werden. Umwelt- und Naturschutz ist eine klassische »Querschnittsmaterie«, die auch außerhalb der Agrarumweltmaßnahmen eine Rolle spielt.

- Darüber hinaus sollten auch klare Umweltziele definiert werden, die quantifizier- und messbar sind. Bislang dominieren unspezifische Umsetzungsziele wie »Erhalt der Kulturlandschaft« oder »Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen«, die sich nicht für eine genaue Überprüfung eignen.

- Kommunikation muss gefördert werden - das ist die wichtigste Schlussfolgerung der Expertenworkshops. Einerseits bestehen Defizite bezüglich des Umweltbewusstseins und -verhaltens bei Bauern. Verstärkte Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist hier notwendig. Andererseits muss auch der Austausch zwischen Landwirten und nichtlandwirtschaftlicher Bevölkerung forciert werden, um gegenseitig bestehendes Misstrauen abzubauen.

Diesen letzten Punkt streicht auch Martin Geser hervor, der als Nebenerwerbslandwirt sowohl die wissenschaftliche als auch die praktische Seite der Landwirtschaft kennt: »Der Kommunikationsfluss zwischen Bauern und der Bevölkerung darf nicht austrocknen. Die Färdergelder sind zum Überleben notwendig - das ist die eine Sache. Wenn aber die gesellschaftliche Akzeptanz für die bäuerliche Arbeit fehlt, dann brennt's wirklich am Dachfirst.«

Die ausführliche Zusammenfassung zur Landwirtschafsförderung kann vom Ökologie-Institut Bregenz angefordert werden.